Populistisch sind immer die anderen

Der Populismusvorwurf dient der Selbstlegitimation

Die Konrad-Adenauer-Stiftung, Thinktank der CDU, bewertete 2017 den Populismus als »weltweites Stabilitätsrisiko Nr. 1«. Die Ergebnisse der Wahlen zum Europaparlament im Mai könnten dieser Ansicht zufolge eine weitere Gefahr für den Status quo werden. Denn insbesondere die rechtspopulistischen Kräfte könnten an Stimmen hinzugewinnen. Aber auch die linkspopulistische La France Insoumise von Jean-Luc Mélenchon kann auf erkleckliche Prozentanteile hoffen. Weiterlesen

Demokratie im Rückwärtsgang

Johannes Agnolis »Transformation der Demokratie« gilt als APO-Bibel – und ist noch heute lesenswert

»Was macht der Agnoli da, der unterhält sich mit diesen Leuten über Fußball, statt über die Revolution.« In einem Interview aus dem Jahr 1990 gibt der Politikwissenschaftler Johannes Agnoli diese Anekdote zum Besten, die sich im Republikanischen Club, einem Verein der Außerparlamentarischen Opposition (APO), auf dem Höhepunkt der Revolte von 1968 in Berlin zutrug. Die Gründer des Clubs, unter ihnen Hans Magnus Enzensberger, verstanden sich als Intellektuelle. Ein Fußballspiel anzuschauen, das »war da praktisch verboten«, so der Fußballfan Agnoli im Rückblick. Weiterlesen

Der lange Weg zur Revolte

1946 wurde der SDS gegründet. Zunächst war er ein braver SPD-Verband.

Als der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) 1946 in der Trümmerlandschaft Hamburgs gegründet wurde, trugen die überwiegend männlichen Beteiligten abgeschabte Offiziersledermäntel oder umgefärbte Uniformen und sorgten sich nicht unwesentlich um die grundlegenden materiellen Dinge des Lebens: Nahrung und Unterkünfte. 20 Jahre später hatten die immer noch meist männlichen Akteure die Offiziersmäntel schon längst und die Anzüge noch nicht so lange abgelegt und diskutierten in Berlin, Frankfurt und Marburg über die Integrationsfähigkeit der spätkapitalistischen Gesellschaft. Materiell fehlte es den Mittzwanzigern im Wirtschaftswunderland Bundesrepublik an nichts. Weiterlesen

Warum geht es mir so dreckig?

Entfremdungskritik wird wieder geübt. Doch sie müsste neue Impulse aufnehmen.

In seinem jüngsten Buch fordert der wohl einflussreichste lebende Marxist, David Harvey, seine Leser auf, sich eine Welt vorzustellen, in der der Tauschwert, das Streben nach Geldmacht und entfremdete Verhaltensweisen wie kompensatorischer Konsum eingeschränkt wären. Weiterlesen

Der 20. Ordentliche Gewerkschaftstag der IG Metall

Im Mai dieses Jahres versuchten die DGB-Gewerkschaften, ihre Mitglieder gegen die Reformpläne der Bundesregierung – namentlich gegen die Agenda 2010 – zu mobilisieren. Bei den Demonstrationen wurden nach verschiedenen Schätzungen lediglich 90.000 Menschen gezählt. Aufgrund dieses bescheidenen Erfolges verzichteten die Gewerkschaften einschließlich der IG Metall-Führung um Klaus Zwickel auf weitere Aufrufe zu Protesten.  Weiterlesen