Zeit für eine neue Kritik am Bruttoinlandsprodukt

Sind wir schon wieder in der Krise? Wer Mitte August die Tagesschau guckte, sah und hörte Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD), wie dieser von Kurzarbeit und Weiterbildung sprach. Gerade die Kurzarbeit sollte gestärkt werden, um für die nächste Krise gewappnet zu sein. Man erinnere sich: Mit der Kurzarbeit, so eine gerne verbreitete Ansicht, gelang es Deutschland, den massiven Wirtschaftseinbruch infolge der Finanzkrise von 2008 abzufedern. Tatsächlich dürfte die rasch wieder steigende Nachfrage ein weitaus bedeutsamerer Faktor gewesen sein. Weiterlesen

»Das BIP war ein Instrument des Krieges«

Der Ökonom Philipp Lepenies kritisiert, dass der Glaube an das Bruttoinlandsprodukt Verteilungsfragen verdrängt. Ein Interview.

Herr Lepenies, am Donnerstag wurde das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2016 bekannt gegeben. Waren Sie gespannt?
Gespannt ist übertrieben. Als Ökonom interessiert mich die Zahl natürlich. Aber nicht so, dass ich ihr entgegenfiebern würde. Wichtig ist das BIP sicherlich. Zusammen mit seiner Veränderungsrate, dem Wachstum, ist es die einzige Kennziffer, die es neben der Zahl der Arbeitslosen überhaupt schafft, regelmäßig große Aufmerksamkeit in den Medien und der Politik zu bekommen. Und das trifft fast für jedes Land der Welt zu. Das muss eine Statistik erst mal schaffen. Weiterlesen