Den Planeten verkaufen

Der Juli war heißer denn je – aber kaum etwas passiert. Warum?

Hitzewellen, Überschwemmungen und Waldbrände: In diesem Jahr scheint alles wie in den vergangenen Jahren, nur die Orte der Wetterextreme wechseln. Spätestens 2021, mit der Flutkatastrophe im Ahrtal, ist hierzulande klar geworden: Der Klimawandel ist auch in Europa keine abstrakte Gefahr mehr, sondern eine konkrete, die Schneisen der Verwüstung hinterlässt – und Todesopfer. Weiterlesen

Bidens America First Program

Unter dem Deckmantel der Klimapolitik soll der Inflation Reduction Act den Abstieg der USA verlangsamen

Als »größtes, wichtigstes und ehrgeizigstes Klimagesetz aller Zeiten« pries US-Präsident Joe Biden im November auf der Weltklimakonferenz im ägyptischen Sharm El-Sheikh den Inflation Reduction Act (IRA). Und damit liegt Biden nach verschiedenen Einschätzungen nicht einmal falsch – auch wenn der Name des Gesetzes eine ganz andere Stoßrichtung verspricht. Tatsächlich enthält der IRA weitreichende Schritte hin zu einer Wirtschaft, die weniger Treibhausgase ausstoßen könnte. Weiterlesen

Im Sog der zweiten Klimaleugnung

Die Kritik an den Beschlüssen der Ampelkoalition zu Klima und Infrastruktur ist richtig, greift aber zu kurz

Es ist eine Zusammenfassung extra für Politiker*innen, doch der Synthesebericht des Weltklimarates (IPCC) hat bei den Ampelkoalitionär*innen keinen Eindruck hinterlassen. Dabei hatten die beteiligten Wissenschaftler*innen so deutlich wie nie zuvor vor den Folgen des Klimawandels gewarnt und drastische Maßnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes gefordert. Andernfalls drohe bereits im nächsten Jahrzehnt die Überschreitung der 1,5-Grad-Grenze. UN-Generalsekretär António Guterres warnte: »Die Klima-Zeitbombe tickt«. Weiterlesen

Was sind und was bringen E-Fuels?

Eigentlich haben es alle längst begriffen: Synthetische Kraftstoffe oder E-Fuels sind kein Ökosprit, mit dem man Autos klimaneutral betanken kann. Bis auf die FDP – und Porsche, teils auch BMW. Die glauben, der technische Fortschritt werde es schon richten, der Verbrenner brauche lediglich einen anderen Kraftstoff, dann können die Deutschen weiter ohne schlechtes Gewissen über die Autobahn brettern. Für diesen Irrglauben setzt Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) sogar ein zentrales Element des Green Deal der EU aufs Spiel, mit dem die Union bis 2050 klimaneutral werden will: das Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035. Weiterlesen

Die Offsettinglüge

Anstatt den Klimawandel abzumildern, kann der Handel mit CO2-Zertifikaten diesen sogar beschleunigen

Sie gelten als »die kulanteste Kreditkarte der Welt«: Zertifikate, mit denen sich Konzerne CO2-Emissionen gutschreiben lassen, weil mit dem überwiesenen Geld Wälder geschützt, aufgeforstet oder erneuerbare Energien gefördert werden. Kulant, weil Shell, VW oder Gazprom ihre Klimabilanz sofort aufhübschen können, der Gegenwert, die durch den Wald gebundene Menge an Kohlenstoff aber erst in vielen Jahrzehnten erreicht wird.

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Was bringt die Abscheidung von Kohlenstoff?

Sie reden viel über magische Maschinen, die nicht existieren«, sagte Greta Thunberg 2018. Sie meinte damit technische Anlagen, die CO2 aus der Luft filtern oder bei der Entstehung einfangen und im Boden speichern sollen. Die Fachbegriffe lauten Direct air Capture und CO2-Abscheidung und -Speicherung (eng.: Carbon Dioxide Capture and Storage, CCS).

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Grüne Klimakiller

Mit der Räumung von Lützerath könnte der Glaube an den liberalen Klimaschutz schwinden

Lützerath, der kleine Weiler im rheinischen Kohlerevier, ist mit dem Beginn der Räumung endgültig zum Symbol geworden. Zum Symbol des Widerstands – und zum Symbol einer verfehlten Energiepolitik, die auf billige und klimaschädliche fossile Brennstoffe setzt. Dabei jedoch das Greenwashing-Kunststück vollbringt, sich als Vorreiter in Sachen Energiewende zu inszenieren.

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Greta und das Greenwashing

Immer wieder bezeichnet Greta Thunberg die gegenwärtige Klimapolitik als Geschwätz. Warum die schwedische Aktivistin das tut, zeigt nun eindrucksvoll das von ihr herausgegebene «Klimabuch», das mit Beiträgen von meist vier bis fünf Seiten Handbuchcharakter hat. Dabei wird die Klimakrise nicht isoliert betrachtet, sondern als Ausdruck einer umfassenderen Nachhaltigkeitskrise. Als deren Ursache macht Thunberg die von Europa ausgehende koloniale Eroberung, Ausbeutung und Ressourcenplünderung aus. Dutzende von Wissenschaftler:innen und Expert:innen, darunter auch Prominente wie Naomi Klein, Nicholas Stern oder Thomas Piketty, haben Beiträge für das Buch verfasst. Weiterlesen

Kann die Kernfusion das Klima retten?

Unter Physik-Studierenden erzählt man sich diesen Witz: Es dauert noch 50 Jahre bis zur Fusionskraft, aber diese Zahl ändert sich nie. Mitte Dezember ging eine Nachricht um die Welt, die diesen Witz scheinbar alt aussehen ließ: Forscher*innen der National Ignition Facility (NIF) in Kalifornien ist es erstmals gelungen, bei einem Kernfusionsexperiment mehr Energie zu gewinnen, als zu verbrauchen. Das wurde von Politiker*innen und Medien in aller Welt als Sensation gefeiert. US-Energieministerin Jennifer Granholm sprach von einer »der beeindruckendsten wissenschaftlichen Leistungen des 21. Jahrhunderts«. Hierzulande sprach Bildungs- und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) von einem »historischen Tag für die Energieversorgung der Zukunft«. Und ihr Parteifreund Finanzminister Christian Lindner nutzte den Anlass, um mal wieder gegen die angebliche Verbotskultur in Deutschland zu Felde zu ziehen und die Freude am Erfinden hochzuhalten.

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Über kurz oder lang

In den Zusammenfassungen zum Weltklimaratbericht fiel Wachstumskritik unter den Tisch

Im September 2021 leakten die Scientists for Future einen Teil des neuen Sachstandsberichts des Weltklimarats (IPPC). Sie hatten Sorge, dass die Politik den »systemkritischen« Gehalt des Berichts verwässern wird. So könnte die Aussage kassiert werden, dass das Wirtschaftswachstum unseren Planeten zerstöre. Ihre Befürchtungen waren nicht unbegründet. Denn die Praxis bei der Erstellung der IPPC-Berichte ist komplex. Über Jahre werten Hunderte Wissenschaftler*innen Tausende Studien zum Klimawandel aus und fassen diese auf Tausenden von Seiten zusammen. Und zum Schluss beraten Politiker*innen aller 195 Mitgliedsregierungen über Zusammenfassungen für die Entscheidungsträger*innen. Vorteil: Die Politik muss sich intensiv mit dem Gesamtbericht auseinandersetzen. Nachteil: Sie kann entscheiden, was in der Zusammenfassung unter den Tisch fällt. Weiterlesen