Fracking sei Dank: Erstmals seit 1995 fördern die USA wieder mehr Erdöl, als aus anderen Ländern eingeführt wurde. Laut aktueller Prognose der Internationalen Energie-Agentur (IEA) werden die USA übernächstes Jahr sogar der weltgrößte Erdölproduzent sein. Auch dafür ursächlich ist die umstrittene Fördermethode Fracking. Was das Weiße Haus als »Meilenstein« bezeichnet, weil das US-Empire sich so aus der Abhängigkeit von Importen aus dem Nahen Osten lösen kann, wird sich aus geopolitischer Sicht auf mittlere Sicht als Rohrkrepierer erweisen. Der IEA zufolge werden Saudi-Arabien und Co. die wichtigsten Förderer des schwarzen Goldes bleiben – trotz Fracking-Booms.
Aus umweltpolitischer Sicht sind die Nachrichten aus den USA höchst problematisch. Sie könnten gewissermaßen ein negativer Meilenstein sein. Denn sie besagen, dass immer mehr Öl und Gas verbrannt wird. Und durch den Nachfrageausfall nach Kohle in den USA sinkt deren Preis. Dadurch steigt die Nachfrage nach diesem schmutzigsten aller fossilen Rohstoffe weltweit. Die Konsequenz: Mehr Treibhausgase werden ausgestoßen. Die IEA veranschlagt den Anstieg der energiebezogenen Emissionen auf fast ein Fünftel bis 2035 – und rechnet mit einer Temperaturerhöhung von 3,6 Grad. Ein kaum noch zu beherrschender Wert. Ein klimapolitischer Meilenstein sieht anders aus – er ist auch von der Klimakonferenz in Warschau nicht zu erwarten.
(aus: neues deutschland, 15.11.2013)