Sollte das Klimageld kommen?

Die Ampelkoalition begeht derzeit denselben Fehler wie beim Gebäudeenergiegesetz, umgangssprachlich Heizungsgesetz genannt: Eine klimapolitische Maßnahme wird nicht sozialpolitisch begleitet – und damit die Klimapolitik insgesamt in Misskredit gebracht. Aktuelles Beispiel ist die Erhöhung des Preises für eine Tonne emittiertes CO2 von 30 auf 45 Euro zu Beginn des Jahres. Im vergangenen Jahr war die Erhöhung wegen der hohen Inflation als Entlastungsmaßnahme ausgesetzt worden; wegen des Haushaltsurteils hat die Regierung den Preis nun schneller als ursprünglich geplant angehoben. Die Steuern werden zwar zunächst bei Ölfirmen, Strom- und Industriekonzernen fällig, doch diese geben diese über höhere Preise an die Verbraucher*innen weiter. Laut ADAC verteuert der gestiegene CO2-Preis Benzin pro Liter um vier Cent, die Rechnung für die Gasheizung könnte rund fünf Euro pro Monat steigen. Weiterlesen

Den Planeten verkaufen

Der Juli war heißer denn je – aber kaum etwas passiert. Warum?

Hitzewellen, Überschwemmungen und Waldbrände: In diesem Jahr scheint alles wie in den vergangenen Jahren, nur die Orte der Wetterextreme wechseln. Spätestens 2021, mit der Flutkatastrophe im Ahrtal, ist hierzulande klar geworden: Der Klimawandel ist auch in Europa keine abstrakte Gefahr mehr, sondern eine konkrete, die Schneisen der Verwüstung hinterlässt – und Todesopfer. Weiterlesen

Produktivität ist Zerstörung

Der ökomarxistische Autor Kohei Saito plädiert für einen Degrowth-Kommunismus

Das hat es wohl noch nie gegeben: Ein marxistischer Autor verkauft von einem Buch so viele Exemplare, wie es sonst nur von Harry-Potter-Bänden der Fall ist. Doch der 36-jährige Kohei Saito hat es in Japan geschafft. Sein auf Japanisch geschriebenes Buch »Capital in the Anthropocene« erschien 2020 und verkaufte sich mehr als eine halbe Million Mal. Klingt der Haupttitel zunächst sperrig-akademisch für einen Bestseller, so enthält der Untertitel »Towards the Idea of Degrowth Communism« sogar zwei Begriffe, die in Japan und in anderen kapitalistischen Ländern Reizwörter für den liberalen Konsens schlechthin sind Weiterlesen

Im Sog der zweiten Klimaleugnung

Die Kritik an den Beschlüssen der Ampelkoalition zu Klima und Infrastruktur ist richtig, greift aber zu kurz

Es ist eine Zusammenfassung extra für Politiker*innen, doch der Synthesebericht des Weltklimarates (IPCC) hat bei den Ampelkoalitionär*innen keinen Eindruck hinterlassen. Dabei hatten die beteiligten Wissenschaftler*innen so deutlich wie nie zuvor vor den Folgen des Klimawandels gewarnt und drastische Maßnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes gefordert. Andernfalls drohe bereits im nächsten Jahrzehnt die Überschreitung der 1,5-Grad-Grenze. UN-Generalsekretär António Guterres warnte: »Die Klima-Zeitbombe tickt«. Weiterlesen

Die Offsettinglüge

Anstatt den Klimawandel abzumildern, kann der Handel mit CO2-Zertifikaten diesen sogar beschleunigen

Sie gelten als »die kulanteste Kreditkarte der Welt«: Zertifikate, mit denen sich Konzerne CO2-Emissionen gutschreiben lassen, weil mit dem überwiesenen Geld Wälder geschützt, aufgeforstet oder erneuerbare Energien gefördert werden. Kulant, weil Shell, VW oder Gazprom ihre Klimabilanz sofort aufhübschen können, der Gegenwert, die durch den Wald gebundene Menge an Kohlenstoff aber erst in vielen Jahrzehnten erreicht wird.

Weiterlesen

Was bringt die Abscheidung von Kohlenstoff?

Sie reden viel über magische Maschinen, die nicht existieren«, sagte Greta Thunberg 2018. Sie meinte damit technische Anlagen, die CO2 aus der Luft filtern oder bei der Entstehung einfangen und im Boden speichern sollen. Die Fachbegriffe lauten Direct air Capture und CO2-Abscheidung und -Speicherung (eng.: Carbon Dioxide Capture and Storage, CCS).

Weiterlesen

Grüne Klimakiller

Mit der Räumung von Lützerath könnte der Glaube an den liberalen Klimaschutz schwinden

Lützerath, der kleine Weiler im rheinischen Kohlerevier, ist mit dem Beginn der Räumung endgültig zum Symbol geworden. Zum Symbol des Widerstands – und zum Symbol einer verfehlten Energiepolitik, die auf billige und klimaschädliche fossile Brennstoffe setzt. Dabei jedoch das Greenwashing-Kunststück vollbringt, sich als Vorreiter in Sachen Energiewende zu inszenieren.

Weiterlesen

Greta und das Greenwashing

Immer wieder bezeichnet Greta Thunberg die gegenwärtige Klimapolitik als Geschwätz. Warum die schwedische Aktivistin das tut, zeigt nun eindrucksvoll das von ihr herausgegebene «Klimabuch», das mit Beiträgen von meist vier bis fünf Seiten Handbuchcharakter hat. Dabei wird die Klimakrise nicht isoliert betrachtet, sondern als Ausdruck einer umfassenderen Nachhaltigkeitskrise. Als deren Ursache macht Thunberg die von Europa ausgehende koloniale Eroberung, Ausbeutung und Ressourcenplünderung aus. Dutzende von Wissenschaftler:innen und Expert:innen, darunter auch Prominente wie Naomi Klein, Nicholas Stern oder Thomas Piketty, haben Beiträge für das Buch verfasst. Weiterlesen