Moralisch Maß nehmen

Der Mythos Dresden und die Wandlungen der deutschen Erinnerungskultur

In den 1950er Jahren wurden in Nürnberg die Steine einer zerstörten jüdischen Synagoge für den Bau eines Denkmals zum Gedenken an die deutschen Bombenopfer genutzt. Dieses Beispiel macht anschaulich, was der Essayist und Journalist Eike Geisel über die Situation der frühen Bundesrepublik in folgende Worte fasste: »Die Deutschen hatten zwar den Krieg verloren, sollten aber als Vernichtungsgewinnler aus ihm hervorgehen, indem sie den Ermordeten noch die Rolle des Opfers stahlen.«
Insbesondere der Luftkrieg der Alliierten gegen deutsche Städte in den letzten Kriegsjahren bot sich an, um in diese Opferrolle zu schlüpfen. Weiterlesen

Explosiver Dauerzustand

Zehn Jahre »Deutsche Zustände«

Die zehnte Folge von »Deutsche Zustände«[1] ist vorerst die letzte. Das seit 2002 laufende Langzeitprojekt unter der Regie von Wilhelm Heitmeyer ist mit seinen 23.000 befragten Personen die bisher weltweit größte und am längsten laufende Untersuchung ihrer Art. Ob es eine Fortsetzung ohne den emeritierten Heitmeyer geben wird, ist derzeit noch unklar. Es wird auf die Mobilisierung von Drittmitteln ankommen. Weiterlesen