Fuck-You-Money

Die Serie »Billions« gibt Einblicke in das exklusive Milieu der Finanzbranche

Die Dramaserie »Billions« beginnt mit einem Paukenschlag, mit einer SM-Szene. Ein Mann liegt gefesselt am Boden und lässt sich von einer Domina eine Zigarette auf der Brust ausdrücken – und dann von ihr anpinkeln. Erst später in der ersten Folge erfahren wir, um welche Personen es sich gehandelt hat: um den New Yorker Staatsanwalt Chuck Rhoades und seine Frau Wendy. Doch »Billions«, deren letzte Folge der ersten Staffel vergangene Woche ausgestrahlt wurde, ist keine SM-Serie, sondern eine über das, was Franz Müntefering einst Heuschrecken genannt hat: das Hedgefonds- und Private-Equity-Milieu, konkret der Mikrokosmos der New Yorker Finanzwelt. Weiterlesen

It’s not Marienhof, it’s Mad Men

Das moderne Erzählfernsehen, eine Mischung aus Kino und Literatur, ist in aller Munde

»Und? Welche neue Serien hast du in letzter Zeit gesehen?« Diese Frage war vor wenigen Jahren noch recht unüblich. Denn mit TV-Serien assoziierte man in Deutschland die »Schwarzwaldklinik«, das »Großstadtrevier«, die »Lindenstraße« oder den »Marienhof«. Derlei schaute man sich vielleicht mal an, aber reden tat man lieber nicht darüber. Weiterlesen

Filmkritik: Operation Walküre

Wieder ein neuer Film über Stauffenberg und den 20. Juli – warum denn das? Es gibt doch bereits mehr als ein halbes Dutzend; der letzte erschien 2004. Bislang jedoch hatte sich Hollywood des Stoffes noch nicht angenommen. Eine kulturindustrielle Verarbeitung des Themas indes verspricht, eine Menge Geld in die Kassen zu spülen – keine falsche Versprechung: In den USA hat der Film von Bryan Singer bereits die Produktionskosten von 80 Millionen Dollar eingespielt. Weiterlesen

Filmkritik: Lornas Schweigen

Gleich die erste Szene, in der eine Hand ein Bündel Geldschein zählt, bringt auf den Punkt, worum es in dem neuesten Film der belgischen Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne geht: der Preis eines Menschen bzw. des zu ihm gehörigen Passes. Insofern könnten Brechts Zeilen aus dem Song von der Ware aus dem Stück „Die Maßnahme“ das Leitmotiv des Filmes sein: „Was ist eigentlich ein Mensch? / Weiß ich, was ein Mensch ist? / Weiß ich, wer das weiß? / Ich weiß nicht, was ein Mensch ist / Ich kenne nur seinen Preis.“ Weiterlesen

Filmkritik: Chiko

Hamburg-Mümmelmannsberg ist das, was Neukölln für Berlin ist: ein Großstadtgetto mit überdurchschnittlich vielen Hatz-IV-Empfängern und Migranten. Der auch scherzhaft „Mümmeltown“ genannte Stadtteil wurde vor zwei Jahren überregional bekannt, als publik wurde, dass ein Filmteam des ZDF Jugendliche dafür bezahlte, ihnen quotentreibende Bilder von gewaltbereiten Jugendlichen und Bandenkriminalität zu liefern. Seitdem, so berichten die Heranwachsenden, sei es schwerer, einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Denn in Erinnerung geblieben ist nicht die zweifelhafte Praxis der Medien, sondern das Stigma, aus einem „kaputten“ Viertel zu stammen. Weiterlesen

Filmkritik: Free Rainer

„The hard working people, the salt of the earth“ – diese Zeile aus einem frühen Song der Rolling Stones zeugt vom einstigen Stolz der Arbeiterklasse. Heute ist dieser Stolz, ja das schlichte Bewusstsein über die eigene Stellung im Produktionsprozess, verschwunden.
Nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung ist die kommerzialisierte Populärkultur, insbesondere das Fernsehen. Weiterlesen

Filmkritik: Full Metal Village

Ein bekanntes Loblied über die Errungenschaften der Bourgeoisie hebt unter anderem hervor, dass sie enorme Städte geschaffen und „so einen bedeutenden Teil der Bevölkerung dem Idiotismus des Landlebens entrissen“ habe. Wer will, kann diesen Idiotismus anderthalb Jahrhunderte später in dem Dokumentarfilm „Full Metal Village“ von Sung-Hyung Cho erkennen: In dem schleswig-holsteinischen Dorf Wacken, bekannt durch sein jährliches Open Air, zu dem Metal-Fans aus aller Welt anreisen. Weiterlesen

Filmkritik: Das wahre Leben

»Die Franzosen haben uns geschluckt, ich bin arbeitslos« – mit diesen Worten eröffnet der Risikomanager Roland Spatz (Ulrich Noethen) seiner sich die Langeweile mit einer Galerie vertreibenden Frau Sybille (Katja Riemann) und seinen Söhnen Charles und Linus eine unverhofft neue Lebenssituation – mit einschneidenden Konsequenzen. Denn die Familie hatte sich bereits seit Langem daran gewöhnt, dass der Vater vollkommen, emotional wie zeitlich, von seinem Job in Anspruch genommen wird. Weiterlesen

Filmkritik: Princesas

Bürgerliche Demokratien schlossen stets – wie unlängst erneut Luciano Canfora in seiner kurzen Geschichte der Demokratie ausführte – einen Großteil von Menschen aus, indem ihnen der Bürgerstatus und damit das Wahlrecht verwehrt wurde, von sozialer Gleichheit gar nicht zu reden. Heute schottet sich die Festung Europa gegenüber den MigrantInnen ab und verweigert denen, die es dennoch geschafft haben, ein Aufenthaltsrecht. Die derart Illegalisierten sind somit gezwungen, ihren Lebensunterhalt in der Schattenökonomie zu verdienen – Frauen oftmals auf dem Sexmarkt.  Weiterlesen