Klimapolitik und Kommunismus zusammenzudenken in Zeiten wie diesen, das zeugt von einem gehörigen Mass an Wille zur Utopie. Dass genau dies nötig ist, zeigt der deutsche Autor und Radiojournalist Miltiadis Oulios überzeugend in seinem Plädoyer für einen «Klima-Kommunismus». Oulios geht von folgender Ausgangslage aus: Um die Erderwärmung zu bremsen, reicht es nicht, auf erneuerbare Energien zu setzen, weil diese die fossilen nicht schnell genug ersetzen können. Eine Reduktion des fossilen Energieverbrauchs ist alternativlos.
Und das gehe nicht ohne politische Regulierung des klimaschädlichen Massenkonsums. Aber bitte mit einer glasklaren Klassenperspektive! Bekanntlich sind die Reichen der Welt für weitaus mehr CO₂-Emissionen verantwortlich als die Armen. Hier liege, so Oulios, die kommunistische Erkenntnis der Klimakrise: Wenn jeder Mensch gleich viel wert ist, kann man jedem Menschen auch nur das gleiche CO₂-Budget zugestehen. Aus dem liberalen Leistungsprinzip, so der Autor, lasse sich kein Recht ableiten, andere zu gefährden.
«Klima-Kommunismus ist Konsum-Kommunismus», schreibt er pointiert. Hier wird auch der Unterschied zu traditionellen kommunistischen Konzepten deutlich: Diese zielten nämlich primär auf die Produktion und darauf, die Produktionsmittel zu vergesellschaften. Oulios hält das nicht für entscheidend, denn Vergemeinschaftung führe nicht zwangsläufig zu einem geringeren Energieverbrauch: Eine vergesellschaftete «Fast Fashion»-Industrie ist noch lange nicht klimaneutral. Oulios setzt deshalb auf Konsumeinschränkungen für dasjenige Drittel der Weltbevölkerung, das gegenwärtig zu viel verbraucht. Für die Reduktion von Flugreisen, Mobilität, Fleisch- und Modekonsum entwickelt der Autor recht detaillierte Vorschläge. «Burger und Ballermann oder Bäume?», wir müssten uns entscheiden. Indem er konkrete Vorschläge mit dem Utopischen verbindet, gelingt es Oulios, wichtige Denkanstösse zu geben.
aus: woz Nr. 3, 16. Januar 2025