Mein Interview mit dem japanischen Philosophen Kohei Saito über seine Verbindung von Degrowth, Marx und Kommunismus findet sich hier…
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Produktivität ist Zerstörung
Der ökomarxistische Autor Kohei Saito plädiert für einen Degrowth-Kommunismus
Das hat es wohl noch nie gegeben: Ein marxistischer Autor verkauft von einem Buch so viele Exemplare, wie es sonst nur von Harry-Potter-Bänden der Fall ist. Doch der 36-jährige Kohei Saito hat es in Japan geschafft. Sein auf Japanisch geschriebenes Buch »Capital in the Anthropocene« erschien 2020 und verkaufte sich mehr als eine halbe Million Mal. Klingt der Haupttitel zunächst sperrig-akademisch für einen Bestseller, so enthält der Untertitel »Towards the Idea of Degrowth Communism« sogar zwei Begriffe, die in Japan und in anderen kapitalistischen Ländern Reizwörter für den liberalen Konsens schlechthin sind Weiterlesen
Das läuft auf Verzicht hinaus
Grünes Wachstum? Für die Journalistin und Buchautorin Ulrike Herrmann ist das eine Illusion. Im Interview erläutert sie, warum der Kapitalismus überwunden werden muss – nach dem Vorbild der britischen Kriegswirtschaft ab 1939. Mein Interview aus der WOZ gibt es hier.
Die Wirtschaft gelenkt schrumpfen
Andrea Vetter über die aktuellen Energieeinsparbemühungen aus wachstumskritischer Perspektive. Mein Interview aus dem nd gibt es hier.
Der Traum ist aus
Es dauerte eine halbe Milliarde Jahre, bis sich fossile Brennstoffe bilden konnten. Aber es wird nur wenige Jahrhunderte dauern, bis Kohle, Erdöl und Erdgas verheizt sind. Bis zum Beginn der Industrialisierung lebten die Menschen auf der Erde von den vorhandenen Energieflüssen des Planeten. Erst mit dieser wurden die Energiereserven angetastet. Öl, Kohle und Gas, in geologischer Vorzeit entstanden aus toten Pflanzen oder Tieren, sind nichts anderes als gespeicherte Sonnenenergie. Im Vergleich zur zerstreut auf die Erde einstrahlenden Sonnenenergie haben sie eine enorm hohe Energiedichte. Ohne fossile Brennstoffe wäre die gewaltige Zunahme von Wirtschaftswachstum, stofflichem Reichtum und Wohlstand des industriellen Kapitalismus nicht möglich gewesen.
Radikaler Pessimist
Immer noch der Zeit voraus: Vor 50 Jahren erschien das Hauptwerk von Nicholas Georgescu-Roegen, einem Vordenker der Degrowth-Bewegung
Der Nobelpreisträger Paul Samuelson sagte einmal, dass man sich für die Ideen seines Freundes Nicholas Georgescu-Roegen (1906-1994) noch interessieren werde, wenn die heutigen Wolkenkratzer zerbröselt seien. Zurzeit gibt es zumindest im deutschsprachigen Raum keine große Diskussionen über die Ideen, die der aus Rumänien stammende Mathematiker und Ökonom 1971 in seinem Hauptwerk »The Entropy Law and the Economic Process« ausführlich darlegte. Es war ein Buch, das den bis dahin hoch anerkannten Wirtschaftswissenschaftler zu einem Außenseiter machen sollte. Seine Gedanken waren wohl zu pessimistisch, sein Angriff auf Mainstream-Ökonomie und Fortschrittsglauben offensichtlich zu heftig, als dass sich die Ökonom*innen-Zunft mit ihnen meinte ausführlich beschäftigen zu müssen. Weiterlesen
Gegen das ewige Wachstum
Vor 50 Jahren wurde der Club of Rome gegründet
Sie verstanden sich nicht als Revolutionäre – ganz im Gegensatz zu den AktivistInnen der 68er-Revolte. Und doch war ihr Wirken nicht minder folgenreich. Als in Deutschland die Schüsse auf Rudi Dutschke fielen, schlossen sich in Rom im April 1968 Wissenschaftler und Unternehmer im Club of Rome zusammen. Schlagzeilen produzierte dieser zunächst nicht. Erst vier Jahre später, mit dem Buch »Die Grenzen des Wachstums«, verfasst von einem Autorenteam um Dennis und Donella Meadows, gab es diese – und das nicht zu knapp. Der Bericht war, wie es so schön heißt, »eine Bombe im Taschenbuchformat«. Weiterlesen
Ab Januar wieder lieferbar
Über System- und Erdüberlastungstags-Fragen
Paradoxer geht es kaum: Immer mehr Menschen in Europa sind umweltbewusst, und das Adjektiv »nachhaltig« fehlt in keinem Politikerstatement. Aber es nutzt alles nichts: Die Menschheit verbraucht immer mehr Ressourcen und bläst mehr Kohlendioxid in die Luft. Darauf macht seit einigen Jahren das Netzwerk Global Footprint aufmerksam. Es errechnet jährlich den sogenannten Erdüberlastungstag. Dieses Jahr fällt er auf den 2. August. Das bedeutet, am Mittwoch werden mehr Ressourcen verbraucht sein, als in einem Jahr regenerationsfähig sind. Weiterlesen
Nicht der Mensch an sich ist das Problem
Immer mehr ökologisch motivierten Studien liegt das Konzept des Anthropozäns zugrunde. Mehr Erklärungswert hat das Kapitalozän
Die ungebremste Expansion des Menschen auf der Erde habe zerstörerische Folgen für die anderen Bewohner des Planeten – das ist eine zentrale Botschaft des »Living Planet Reports 2016«. Formulierungen wie »Die Dimensionen menschlichen Handelns sprengen seit Mitte des 20. Jahrhunderts alle vorhergesehenen Grenzen« oder »Tatsächlich hat sich die Menschheit in bedrohlicher Weise über andere Lebewesen erhoben« veranschaulichen das. Weiterlesen
Weniger ist zu wenig
Wachstumskritiker stellen wichtige Fragen, die Marxisten und Keynesianer überwiegend ignorieren. Ihre Antworten indes sind unzureichend. Hier kann Marx weiterhelfen.
Es ist das Einfache, das schwer zu machen ist, schrieb Bertolt Brecht über den Kommunismus. Man kann diese Aussage auch auf eine Gesellschaft übertragen, die nicht auf die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), auf Wachstum ausgerichtet ist. Dabei liegt die Notwendigkeit, über eine Postwachstumsgesellschaft nachzudenken, inzwischen seit Jahrzehnten auf der Hand. Der Außenseiter-Ökonom Kenneth Boulding begründete dies in denkbar schlichten Worten: »Wer glaubt, dass in einer endlichen Welt unendliches Wachstum möglich ist, kann nur verrückt sein – oder Ökonom.« Weiterlesen