Die Diskussion um Degrowth bzw. das Postwachstum ist system- und kapitalismuskritischer geworden. Sogar grünes Wachstum gilt mittlerweile als Illusion. Der Globale Norden wird mit seinem Energie- und Ressourcenverbrauch fundamental in Frage gestellt – zumal die ökologische Krise auch eine Krise der Ungleichheit zwischen Nord und Süd ist.
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Natürlich brauchts Verzicht
Bruno Kern ist zusammen mit Saral Sarkar Mitbegründer der Initiative Ökosozialismus, einem kleinen Kreis von Linken, die schon vergleichsweise früh die ökologische Herausforderung begriffen haben. Inzwischen hat das Label Ökosozialismus weitere Kreise gezogen. Das wiederum scheint dem Theologen und Philosophen Kern nicht zu gefallen: In seinem neuen Buch finden sich mehrere distanzierende Formulierungen gegenüber dem Label. Er legt aber auch ausführlich dar, was ihn an ökosozialistischen Konzeptionen – etwa derjenigen des Wirtschaftsgeografen Christian Zeller, mehr noch derjenigen des Soziologen Klaus Dörre – stört. Diese hätten das, was ökologisch notwendig sei, nicht richtig erfasst: Dörre etwa verspreche den Arbeitenden, dass sie nicht auf materiellen Wohlstand verzichten müssten. Das müssten sie aber, hält Kern dagegen. Ihre «imperiale Lebensweise» (Ulrich Brand / Markus Wissen) bedeute einen Naturverbrauch, der mit den planetarischen Grenzen unvereinbar sei. Weiterlesen
»Wir brauchen eine neue Art des Überflusses«
Mein Interview mit dem japanischen Philosophen Kohei Saito über seine Verbindung von Degrowth, Marx und Kommunismus findet sich hier…
Produktivität ist Zerstörung
Der ökomarxistische Autor Kohei Saito plädiert für einen Degrowth-Kommunismus
Das hat es wohl noch nie gegeben: Ein marxistischer Autor verkauft von einem Buch so viele Exemplare, wie es sonst nur von Harry-Potter-Bänden der Fall ist. Doch der 36-jährige Kohei Saito hat es in Japan geschafft. Sein auf Japanisch geschriebenes Buch »Capital in the Anthropocene« erschien 2020 und verkaufte sich mehr als eine halbe Million Mal. Klingt der Haupttitel zunächst sperrig-akademisch für einen Bestseller, so enthält der Untertitel »Towards the Idea of Degrowth Communism« sogar zwei Begriffe, die in Japan und in anderen kapitalistischen Ländern Reizwörter für den liberalen Konsens schlechthin sind Weiterlesen
Das läuft auf Verzicht hinaus
Grünes Wachstum? Für die Journalistin und Buchautorin Ulrike Herrmann ist das eine Illusion. Im Interview erläutert sie, warum der Kapitalismus überwunden werden muss – nach dem Vorbild der britischen Kriegswirtschaft ab 1939. Mein Interview aus der WOZ gibt es hier.
Die Wirtschaft gelenkt schrumpfen
Andrea Vetter über die aktuellen Energieeinsparbemühungen aus wachstumskritischer Perspektive. Mein Interview aus dem nd gibt es hier.
Der Traum ist aus
Es dauerte eine halbe Milliarde Jahre, bis sich fossile Brennstoffe bilden konnten. Aber es wird nur wenige Jahrhunderte dauern, bis Kohle, Erdöl und Erdgas verheizt sind. Bis zum Beginn der Industrialisierung lebten die Menschen auf der Erde von den vorhandenen Energieflüssen des Planeten. Erst mit dieser wurden die Energiereserven angetastet. Öl, Kohle und Gas, in geologischer Vorzeit entstanden aus toten Pflanzen oder Tieren, sind nichts anderes als gespeicherte Sonnenenergie. Im Vergleich zur zerstreut auf die Erde einstrahlenden Sonnenenergie haben sie eine enorm hohe Energiedichte. Ohne fossile Brennstoffe wäre die gewaltige Zunahme von Wirtschaftswachstum, stofflichem Reichtum und Wohlstand des industriellen Kapitalismus nicht möglich gewesen.
Radikaler Pessimist
Immer noch der Zeit voraus: Vor 50 Jahren erschien das Hauptwerk von Nicholas Georgescu-Roegen, einem Vordenker der Degrowth-Bewegung
Der Nobelpreisträger Paul Samuelson sagte einmal, dass man sich für die Ideen seines Freundes Nicholas Georgescu-Roegen (1906-1994) noch interessieren werde, wenn die heutigen Wolkenkratzer zerbröselt seien. Zurzeit gibt es zumindest im deutschsprachigen Raum keine große Diskussionen über die Ideen, die der aus Rumänien stammende Mathematiker und Ökonom 1971 in seinem Hauptwerk »The Entropy Law and the Economic Process« ausführlich darlegte. Es war ein Buch, das den bis dahin hoch anerkannten Wirtschaftswissenschaftler zu einem Außenseiter machen sollte. Seine Gedanken waren wohl zu pessimistisch, sein Angriff auf Mainstream-Ökonomie und Fortschrittsglauben offensichtlich zu heftig, als dass sich die Ökonom*innen-Zunft mit ihnen meinte ausführlich beschäftigen zu müssen. Weiterlesen
Gegen das ewige Wachstum
Vor 50 Jahren wurde der Club of Rome gegründet
Sie verstanden sich nicht als Revolutionäre – ganz im Gegensatz zu den AktivistInnen der 68er-Revolte. Und doch war ihr Wirken nicht minder folgenreich. Als in Deutschland die Schüsse auf Rudi Dutschke fielen, schlossen sich in Rom im April 1968 Wissenschaftler und Unternehmer im Club of Rome zusammen. Schlagzeilen produzierte dieser zunächst nicht. Erst vier Jahre später, mit dem Buch »Die Grenzen des Wachstums«, verfasst von einem Autorenteam um Dennis und Donella Meadows, gab es diese – und das nicht zu knapp. Der Bericht war, wie es so schön heißt, »eine Bombe im Taschenbuchformat«. Weiterlesen
Ab Januar wieder lieferbar
Über System- und Erdüberlastungstags-Fragen
Paradoxer geht es kaum: Immer mehr Menschen in Europa sind umweltbewusst, und das Adjektiv »nachhaltig« fehlt in keinem Politikerstatement. Aber es nutzt alles nichts: Die Menschheit verbraucht immer mehr Ressourcen und bläst mehr Kohlendioxid in die Luft. Darauf macht seit einigen Jahren das Netzwerk Global Footprint aufmerksam. Es errechnet jährlich den sogenannten Erdüberlastungstag. Dieses Jahr fällt er auf den 2. August. Das bedeutet, am Mittwoch werden mehr Ressourcen verbraucht sein, als in einem Jahr regenerationsfähig sind. Weiterlesen