Infolge der Finanzkrise wurde Blackrock zum größten Vermögensverwalter weltweit
Blackrock. Ist Ihnen dieser Name geläufig? Vermutlich nicht – und verwechseln Sie ihn nicht mit Blackstone. Zwar ist Blackrock aus Blackstone hervorgegangen, doch inzwischen wurde die »Muttergesellschaft« in der Höhe der verwalteten Vermögen weit überholt.
Mehr noch: Blackrock ist das größte Vermögensverwaltungsunternehmen der Welt. Es verfügt über die unvorstellbare Summe von 4,4 Billionen US-Dollar. Das ist fast so viel, wie alle Private-Equity-Fonds und Hedgefonds auf der Welt zusammen verwalten. Das ist deutlich mehr als das derzeitige jährliche Bruttoinlandsprodukt Deutschlands.
Wie kann es sein, dass sich in der Hand einer einzelnen Investmentgesellschaft so viel Geld konzentriert? Wieso ist über diesen Vermögensverwalter, der nicht nur an jedem zweiten deutschen Dax-Konzern der größte Anteilseigner ist, so wenig bekannt? Auch in Zeitungen, die ansonsten jeden Vizechef eines etwas größeren mittelständischen Unternehmens mit großen Interviews und Porträts würdigen, spielt Blackrock keine große Rolle. Das gilt im Übrigen auch für linke Publikationen.Was also ist Blackrock? Und wer steckt dahinter? Die Gründungsgeschichte mutet sehr US-amerikanisch an: Laurence Douglas Fink, genannt Larry, ist Sohn eines Schuhverkäufers und half schon mit zehn Jahren seinem Vater beim Verkaufen. Heute wird er als heimlicher König der Wall Street bezeichnet, Politiker und Zentralbankchefs wählen seine Nummer, wenn es brenzlig wird im Finanzsystem. Zwischen dem Schuhe-Verkaufen und dem Aufstieg von Blackrock vor allem infolge der Finanzkrise von 2007ff. liegt Finks erster Job bei der Firma First Boston Mitte der 1980er Jahre. Seine Aufgabe dort bestand darin, einen Markt für sogenannte Mortgage-backed Securities aufzubauen. Einem breiteren Publikum wurden die »Hypotheken gesicherten Wertpapiere« erst Jahre später bekannt. Als dieses Finanzprodukt dazu beitrug, dass sich die US-Immobilienkrise von 2007 zu einer weltweiten Wirtschaftskrise auswuchs. Doch schon zuvor richtete es Schaden an. Betroffen war ihr Erfinder Larry Fink. Überraschende Leitzinssenkungen führten dazu, dass First Boston im Jahr 1986 100 Millionen Dollar verlor – und Fink seinen Job.
Diese Erfahrung prägte: Von nun an galt ihm nur noch eins als wichtig: Sicherheit. Dies sollte das Erfolgsrezept für Blackrock werden, das 1988 als Ein-Zimmer-Büro unter dem Dach der Investmentgesellschaft Blackstone entstand. Das Instrument dazu – ein ausgeklügeltes, hochkomplexes Computersystem mit dem hübschen Namen Aladdin. Mit diesem Anlagesystem werden Risiken jeglicher Art für eine gelungene Kapitalanlage eingeschätzt, auch systeminterne des Finanzsystems wie Blasenbildungen. Das sollte sich als Vorteil für Blackrock erweisen, als die Immobilienkrise 2007 platzte. Finks Unternehmen wurden nun von der US-amerikanischen Regierung beauftragt, das Risikomanagement für die toxischen Finanzpapiere zu übernehmen, die der US-Staat durch die Verstaatlichung der Pleite-Banken übernommen hatte. Es folgten Aufträge vom britischen und griechischen Staat. Das verwaltete Vermögen schwoll sprunghaft an. Als Meilenstein auf den Weg zum größten Finanzverwalter gilt dabei der Einstieg in die britische Bank Barclays. Dadurch erwarb man auch die Rechte an der Indexfondssparte iShares, die als Zukunft des Investmentgeschäfts gilt.
Blackrock ist zusammengefasst der größte Aktionär der »deutschen Wirtschaft« und ebenso größter Aktionär bei Weltkonzernen wie Apple, Exxon Mobil, Microsoft, Generals Electric und weiteren.
Und wem gehört Blackrock? Laut einer Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) verteilen sich 75 Prozent der Anteile auf drei Großbanken: Merril Lynch, Barclays und PNC Financial Services. Und – Sie haben es schon vermutet – an diesen ist wiederum Blackrock beteiligt. Grundlage der ETH-Studie aus dem Jahr 2011 waren Daten aus 2007. Ein zentrales Ergebnis war, dass nur 147 Unternehmen, vornehmlich aus dem Finanzbereich, die Hälfte der globalen Wirtschaft kontrollieren. Blackrock ist eines der wichtigsten.
Doch darüber reden Larry Fink und seine rund 11 000 Mitarbeiter nicht gerne. »Noch nie waren die Entscheidungsprozesse über wirtschaftlich Prozesse undemokratischer als heute in der Blackrock-Ära,« lautet das Resümee des Wirtschaftsjournalisten Jens Berger.
aus: nd-Dossier „Reichtum“