Merkel saugt alles auf

Hendrik Sander: Auf dem Weg zum grünen Kapitalismus? Die Energiewende nach Fukushima, Berlin 2016, Bertz + Fischer Verlag, 322 Seiten, 19,90 Euro.

Angela Merkels Ankündigung im November, ein viertes Mal als Kanzlerkandidatin der Union anzutreten, kam nicht sehr überraschend. Aber die Frage drängt sich auf, wie sie sich so lange hat an der Regierung halten können. Was ist das Spezifische ihrer Herrschaftstechnik? Der Politikwissenschaftler Hendrik Sander geht dieser Frage für ein spezifisches Politikfeld nach: Merkels Energiewende nach der Katastrophe im japanischen Fukushima im März 2011. Weiterlesen

Gelddruckmaschine Emissionshandel

Über Umweltpolitik, die den Konzernen Profite beschert

Gedacht war er als Wundermittel im Kampf gegen die Erderwärmung. Doch der europäische Emissionshandel ist zu einer Gelddruckmaschine für die besonders schmutzige Zement- und Stahlindustrie geworden. Das belegt aufs Neue eine Studie der NGO Carbon Market Watch. Weiterlesen

Tödlich, unsichtbar, subventioniert

Durch Luftverschmutzung sterben in Europa jährlich rund 467 000 Menschen

Es ist ein unsichtbarer, staatlich subventionierter Tod, der jedes Jahr in Europa ungefähr 467 000 Menschen vorzeitig ereilt. Die Opfer sterben an dem, was bei Dieselautos aus dem Auspuff oder bei Kohlekraft- und Industriewerken aus den Schloten kommt: Stickstoffoxide und Feinstaub. Weiterlesen

Nicht der Mensch an sich ist das Problem

Immer mehr ökologisch motivierten Studien liegt das Konzept des Anthropozäns zugrunde. Mehr Erklärungswert hat das Kapitalozän

Die ungebremste Expansion des Menschen auf der Erde habe zerstörerische Folgen für die anderen Bewohner des Planeten – das ist eine zentrale Botschaft des »Living Planet Reports 2016«. Formulierungen wie »Die Dimensionen menschlichen Handelns sprengen seit Mitte des 20. Jahrhunderts alle vorhergesehenen Grenzen« oder »Tatsächlich hat sich die Menschheit in bedrohlicher Weise über andere Lebewesen erhoben« veranschaulichen das. Weiterlesen

Weniger ist zu wenig

Wachstumskritiker stellen wichtige Fragen, die Marxisten und Keynesianer überwiegend ignorieren. Ihre Antworten indes sind unzureichend. Hier kann Marx weiterhelfen.

Es ist das Einfache, das schwer zu machen ist, schrieb Bertolt Brecht über den Kommunismus. Man kann diese Aussage auch auf eine Gesellschaft übertragen, die nicht auf die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), auf Wachstum ausgerichtet ist. Dabei liegt die Notwendigkeit, über eine Postwachstumsgesellschaft nachzudenken, inzwischen seit Jahrzehnten auf der Hand. Der Außenseiter-Ökonom Kenneth Boulding begründete dies in denkbar schlichten Worten: »Wer glaubt, dass in einer endlichen Welt unendliches Wachstum möglich ist, kann nur verrückt sein – oder Ökonom.« Weiterlesen

Das verborgene Potenzial

Der neue Bericht an den Club of Rome »Ein Prozent ist genug« spielt mit dem Feuer – so werden mit Sicherheit die Urteile der wirtschaftsliberalen Kommentatoren lauten. Der Grund: Der Report kritisiert Marktradikalismus, Freihandel, ja das ganze gegenwärtige Wirtschaftssystem und fordert Zölle und Handelsschranken, mithin das, was der herrschenden Meinung als natürlicher Feind von Wachstum und Wohlstand gilt: Protektionismus. Weiterlesen

Wir müssen das System ändern

Der neue Bericht an den Club of Rome setzt auf konkrete Maßnahmen, die den meisten Menschen nützen sollen

Jorgen Randers ist ein alter Hase im Geschäft der Zukunftsforschung. Der norwegische Wissenschaftler war bereits als Mitautor des weltberühmten Berichts an den Club of Rome über »Die Grenzen des Wachstums« beteiligt. Der 71-Jährige kann daher auf einen über 40-jährigen Erfahrungsschatz zurückblicken. Dieser hat ihn gelehrt, dass man mit der bisherigen Praxis nicht weiterkommen könne. Wieder und wieder habe man auf die drängenden ökologischen Probleme hingewiesen – ohne Resultat. Weiterlesen

Warum Energieeffizienz eine Illusion ist

Eine Energiespar-Kampagne des Wirtschaftsministeriums veranschaulicht ungewollt, warum ein grüner, umweltschonender Kapitalismus nicht funktionieren kann.

Der Slogan wirkt wie eine unfreiwillig komische Illustration des Rebound-Effekts: »Effizient ist, an den Heizkosten zu sparen. Nicht an den Reisekosten«, heißt es auf Plakaten und in Anzeigen, die das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie seit einigen Wochen aufhängen und schalten lässt. Weiterlesen

Der kategorische Imperativ der Nähe

Der Abgasskandal ist eine Steilvorlage für eine radikale Kritik der (Auto)-Mobilität. Die Linke sollte sie endlich nutzen

Mit solchen Leuten wird man niemals den Sozialismus aufbauen«, sagte ein Freund aus der DDR bestürzt zu André Gorz, als er des Verkehrs in Paris gewahr wurde. Gorz, der in Österreich geborene und ab den 1950er Jahren in Frankreich lebende Sozialphilosoph, hat 1975 den Text »Die gesellschaftliche Ideologie des Autos« veröffentlicht, in dem er auch diesen Ausspruch aufgreift. Weiterlesen