Kann die Kernfusion das Klima retten?

Unter Physik-Studierenden erzählt man sich diesen Witz: Es dauert noch 50 Jahre bis zur Fusionskraft, aber diese Zahl ändert sich nie. Mitte Dezember ging eine Nachricht um die Welt, die diesen Witz scheinbar alt aussehen ließ: Forscher*innen der National Ignition Facility (NIF) in Kalifornien ist es erstmals gelungen, bei einem Kernfusionsexperiment mehr Energie zu gewinnen, als zu verbrauchen. Das wurde von Politiker*innen und Medien in aller Welt als Sensation gefeiert. US-Energieministerin Jennifer Granholm sprach von einer »der beeindruckendsten wissenschaftlichen Leistungen des 21. Jahrhunderts«. Hierzulande sprach Bildungs- und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) von einem »historischen Tag für die Energieversorgung der Zukunft«. Und ihr Parteifreund Finanzminister Christian Lindner nutzte den Anlass, um mal wieder gegen die angebliche Verbotskultur in Deutschland zu Felde zu ziehen und die Freude am Erfinden hochzuhalten.

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Der Schaden kommt schleichend

Prophezeiungen vom Kollaps der russischen Wirtschaft infolge westlicher Sanktionen haben sich als falsch erwiesen – zumindest vorerst 

Von Wagenknecht-links bis Elsässer-rechts wird behauptet, dass die westlichen Sanktionen gegen Russland nicht nur nichts bringen, sondern den westlichen Ökonomien, insbesondere der deutschen, sogar schaden. Wird unterstellt, dass die infolge des russischen Überfalls auf die Ukraine in nunmehr neun EU-Paketen verhängten Sanktionen die Beendigung des russischen Krieges zum Ziel hatten, so stimmt zumindest die erste Behauptung des links- und rechtsnationalen Lagers: Der Krieg wurde nicht beendet, und es sind noch nicht einmal Anzeichen dafür zu finden.

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Droht ein grüner Handelskrieg?

Der Name Inflation Reduction Act (IRA) führt in die Irre. Zwar könnte das US-Gesetz auch die Inflation ein wenig senken. Doch im Zentrum des Inflationssenkungsgesetzes steht die Klimapolitik. Denn US-Präsident Joe Biden will die US-Ökonomie zum Vorreiter eines grünen Kapitalismus machen. Aus dem Rust Belt, dem deindustrialisierten ehemaligen Zentrum der Schwerindustrie, soll ein Battery Belt für die Elektrifizierung der Ökonomie werden. Weiterlesen

Wer ist hier kriminell?

Empörung sollte der Untätigkeit der Bundesregierung gelten – nicht der Letzten Generation

Kartoffelbrei auf einem Monet-Gemälde und »Klebe-Terror« auf dem deutschen Heiligtum Autobahn: Der Klimagruppe Letzte Generation schlägt derzeit schierer Hass entgegen. Von »Kriminellen«, »Extremisten«, gar der »Entstehung einer Klima-RAF« ist die Rede. Anlass: Der schwere Unfall einer Radfahrerin mit einem Betonmischer in Berlin Ende Oktober wurde mit einer Straßenblockade der Klimagruppe in Verbindung gebracht. Der entstandene Stau soll die Durchfahrt eines Bergungsfahrzeugs behindert haben. Weiterlesen

Wem gehört Sylt?

Alle haben Kummer: Dörte Hansen erzählt in ihrem Roman »Zur See« von einer Familie, die unter dem Druck des Tourismus auseinanderbricht

Im Juli war auf der Titelseite des »Spiegel« zu lesen: »SOS Sylt. Wie Multimillionäre die Insel kapern«. Es war die Zeit, als Punks mit dem 9-Euro-Ticket auf die Nordseeinsel fuhren und FDP-Chef Christian Lindner dort seine Luxushochzeit feierte. Tenor der Recherche: Superreiche motzen ihre Zweit- oder Drittwohnung auf, während den Alteingesessenen das Leben auf der Insel zu teuer wird. Weiterlesen

Auf Kosten der Reichen

Würden Vermögende so wenig Energie verbrauchen wie Arme, bräuchte es keine Gaspreisbremse

Es sind so krasse Unterschiede, dass man sie sich immer wieder vor Augen halten muss: Das reichste Prozent der Deutschen verbraucht im Jahr rund 400 Gigajoule Gas, Strom und Ölprodukte. Der Durchschnittsverbrauch einer in Deutschland lebenden Person liegt bei nur 87 Gigajoule. Das reichste Zehntel verbraucht jährlich ungefähr so viel Energie wie die ärmsten 40 Prozent. Weiterlesen

Falsch entlastet

Die Pakete zur Abfederung der Inflation zwingen der Linken ein schwieriges Thema auf: Steuern

Ist doch alles Reformismus, tönt es einem in manchen linken Kreisen entgegen, wenn die Sprache auf Steuern kommt. Und es ist ja richtig: An den Grundfesten kapitalistischer Ökonomien wird selbst dann nicht gerüttelt, wenn heute astronomisch hoch anmutende Spitzensteuersätze gelten würden, so wie in den USA und Großbritannien nach dem Zweiten Weltkrieg. Noch bis 1964 lagen die Steuersätze in den USA bei über 90 Prozent für Einkommen jenseits von 200.000 US-Dollar. Danach wurden sie auf für heutige Maßstäbe immer noch stolze 70 Prozent gesenkt. Weiterlesen

Warum steigen die Preise?

Wieder wird die Nebelkerze »Lohn-Preis-Spirale« in der Teuerungsdebatte gezündet. Was aber ist mit der Gewinninflation?

Diese Sorgen möchte man haben: Im Februar scherzte der Finanzvorstand des britischen Mineralölkonzerns bp, Murray Auchincloss, er wisse gar nicht, was er mit dem ganzen Geld anfangen soll, das sein Konzern verdiene. In der Tat sprudeln nicht nur die Gewinne der Energiekonzerne, auch andere Unternehmen melden Rekordumsätze und Profite. So haben die deutschen börsennotierten Konzerne im ersten Quartal so viel wie noch nie verdient. »Allein die 40 Dax-Konzerne kamen auf einen Gewinn vor Steuern und Zinsen von 52,4 Milliarden Euro, das waren gut 20 Prozent mehr als im starken Vorjahr«, stellt das Handelsblatt fest. In dem Bericht heißt es weiter: Dank eines hohen Auftragsbestands und einer immer noch starken Nachfrage gelinge es den meisten Firmen, die höheren Preise mehr als nur weiterzureichen – und rasant steigende Gewinne einzustreichen.

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