Abtrünnige Chefdeuter

Wie die Totalitarismustheorie die 68er mit dem Kapitalismus versöhnte

Links gestartet, weit rechts gelandet: Über die 68er-Revolte reden, heißt auch, über die 68er-Renegaten zu sprechen. Also über jene revolutionären Wortführer von einst, die sich nach der gescheiterten Revolution – aus welchen Gründen auch immer – von den mehr oder minder marxistischen Zielen verabschiedeten und liberal, konservativ oder gar extrem rechts wurden. Über einzelne, die von Links- nach Rechtsaußen wanderten, ist schon häufig geschrieben worden. Das gilt etwa für Horst Mahler. Weiterlesen

Ketzerischer Konformismus

Bereits vor 13 Jahren schrieb Oskar Negt „im Zorn und gegen das Vergessen“ über die sich selbst als 1968er bezeichnenden Intellektuellen. Sein Zorn richtete sich gegen sie, weil sie nunmehr meinten, alles abwerten zu können, wofür sie sich einst hätten schlagen lassen. Für Negt ließ das nur einen Schluss zu: „Der Opportunismus ist die eigentliche Geisteskrankheit der Intellektuellen.“[1] Und weiter: „Wo diese ihren Eigensinn, die bohrende und widerständige Kraft ihrer Entwurfsphantasien einbüßen, werden sie zu abrufbaren Legitimationsproduzenten mit beschleunigten Häutungen, und am Ende bleibt nur die Haut übrig, die man selbst zu Markte tragen muß.“ Weiterlesen