Im Sog der zweiten Klimaleugnung

Die Kritik an den Beschlüssen der Ampelkoalition zu Klima und Infrastruktur ist richtig, greift aber zu kurz

Es ist eine Zusammenfassung extra für Politiker*innen, doch der Synthesebericht des Weltklimarates (IPCC) hat bei den Ampelkoalitionär*innen keinen Eindruck hinterlassen. Dabei hatten die beteiligten Wissenschaftler*innen so deutlich wie nie zuvor vor den Folgen des Klimawandels gewarnt und drastische Maßnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes gefordert. Andernfalls drohe bereits im nächsten Jahrzehnt die Überschreitung der 1,5-Grad-Grenze. UN-Generalsekretär António Guterres warnte: »Die Klima-Zeitbombe tickt«. Weiterlesen

Die Offsettinglüge

Anstatt den Klimawandel abzumildern, kann der Handel mit CO2-Zertifikaten diesen sogar beschleunigen

Sie gelten als »die kulanteste Kreditkarte der Welt«: Zertifikate, mit denen sich Konzerne CO2-Emissionen gutschreiben lassen, weil mit dem überwiesenen Geld Wälder geschützt, aufgeforstet oder erneuerbare Energien gefördert werden. Kulant, weil Shell, VW oder Gazprom ihre Klimabilanz sofort aufhübschen können, der Gegenwert, die durch den Wald gebundene Menge an Kohlenstoff aber erst in vielen Jahrzehnten erreicht wird.

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Was bringt die Abscheidung von Kohlenstoff?

Sie reden viel über magische Maschinen, die nicht existieren«, sagte Greta Thunberg 2018. Sie meinte damit technische Anlagen, die CO2 aus der Luft filtern oder bei der Entstehung einfangen und im Boden speichern sollen. Die Fachbegriffe lauten Direct air Capture und CO2-Abscheidung und -Speicherung (eng.: Carbon Dioxide Capture and Storage, CCS).

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Grüne Klimakiller

Mit der Räumung von Lützerath könnte der Glaube an den liberalen Klimaschutz schwinden

Lützerath, der kleine Weiler im rheinischen Kohlerevier, ist mit dem Beginn der Räumung endgültig zum Symbol geworden. Zum Symbol des Widerstands – und zum Symbol einer verfehlten Energiepolitik, die auf billige und klimaschädliche fossile Brennstoffe setzt. Dabei jedoch das Greenwashing-Kunststück vollbringt, sich als Vorreiter in Sachen Energiewende zu inszenieren.

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Greta und das Greenwashing

Immer wieder bezeichnet Greta Thunberg die gegenwärtige Klimapolitik als Geschwätz. Warum die schwedische Aktivistin das tut, zeigt nun eindrucksvoll das von ihr herausgegebene «Klimabuch», das mit Beiträgen von meist vier bis fünf Seiten Handbuchcharakter hat. Dabei wird die Klimakrise nicht isoliert betrachtet, sondern als Ausdruck einer umfassenderen Nachhaltigkeitskrise. Als deren Ursache macht Thunberg die von Europa ausgehende koloniale Eroberung, Ausbeutung und Ressourcenplünderung aus. Dutzende von Wissenschaftler:innen und Expert:innen, darunter auch Prominente wie Naomi Klein, Nicholas Stern oder Thomas Piketty, haben Beiträge für das Buch verfasst. Weiterlesen

Kann die Kernfusion das Klima retten?

Unter Physik-Studierenden erzählt man sich diesen Witz: Es dauert noch 50 Jahre bis zur Fusionskraft, aber diese Zahl ändert sich nie. Mitte Dezember ging eine Nachricht um die Welt, die diesen Witz scheinbar alt aussehen ließ: Forscher*innen der National Ignition Facility (NIF) in Kalifornien ist es erstmals gelungen, bei einem Kernfusionsexperiment mehr Energie zu gewinnen, als zu verbrauchen. Das wurde von Politiker*innen und Medien in aller Welt als Sensation gefeiert. US-Energieministerin Jennifer Granholm sprach von einer »der beeindruckendsten wissenschaftlichen Leistungen des 21. Jahrhunderts«. Hierzulande sprach Bildungs- und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) von einem »historischen Tag für die Energieversorgung der Zukunft«. Und ihr Parteifreund Finanzminister Christian Lindner nutzte den Anlass, um mal wieder gegen die angebliche Verbotskultur in Deutschland zu Felde zu ziehen und die Freude am Erfinden hochzuhalten.

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Wer ist hier kriminell?

Empörung sollte der Untätigkeit der Bundesregierung gelten – nicht der Letzten Generation

Kartoffelbrei auf einem Monet-Gemälde und »Klebe-Terror« auf dem deutschen Heiligtum Autobahn: Der Klimagruppe Letzte Generation schlägt derzeit schierer Hass entgegen. Von »Kriminellen«, »Extremisten«, gar der »Entstehung einer Klima-RAF« ist die Rede. Anlass: Der schwere Unfall einer Radfahrerin mit einem Betonmischer in Berlin Ende Oktober wurde mit einer Straßenblockade der Klimagruppe in Verbindung gebracht. Der entstandene Stau soll die Durchfahrt eines Bergungsfahrzeugs behindert haben. Weiterlesen

Über kurz oder lang

In den Zusammenfassungen zum Weltklimaratbericht fiel Wachstumskritik unter den Tisch

Im September 2021 leakten die Scientists for Future einen Teil des neuen Sachstandsberichts des Weltklimarats (IPPC). Sie hatten Sorge, dass die Politik den »systemkritischen« Gehalt des Berichts verwässern wird. So könnte die Aussage kassiert werden, dass das Wirtschaftswachstum unseren Planeten zerstöre. Ihre Befürchtungen waren nicht unbegründet. Denn die Praxis bei der Erstellung der IPPC-Berichte ist komplex. Über Jahre werten Hunderte Wissenschaftler*innen Tausende Studien zum Klimawandel aus und fassen diese auf Tausenden von Seiten zusammen. Und zum Schluss beraten Politiker*innen aller 195 Mitgliedsregierungen über Zusammenfassungen für die Entscheidungsträger*innen. Vorteil: Die Politik muss sich intensiv mit dem Gesamtbericht auseinandersetzen. Nachteil: Sie kann entscheiden, was in der Zusammenfassung unter den Tisch fällt. Weiterlesen

Der Traum ist aus

Linke Utopien setzen auf materiellen Wohlstand für alle. Ökokollaps und Endlichkeit von Energieressourcen erfordern ein Umdenken

Es dauerte eine halbe Milliarde Jahre, bis sich fossile Brennstoffe bilden konnten. Aber es wird nur wenige Jahrhunderte dauern, bis Kohle, Erdöl und Erdgas verheizt sind. Bis zum Beginn der Industrialisierung lebten die Menschen auf der Erde von den vorhandenen Energieflüssen des Planeten. Erst mit dieser wurden die Energiereserven angetastet. Öl, Kohle und Gas, in geologischer Vorzeit entstanden aus toten Pflanzen oder Tieren, sind nichts anderes als gespeicherte Sonnenenergie. Im Vergleich zur zerstreut auf die Erde einstrahlenden Sonnenenergie haben sie eine enorm hohe Energiedichte. Ohne fossile Brennstoffe wäre die gewaltige Zunahme von Wirtschaftswachstum, stofflichem Reichtum und Wohlstand des industriellen Kapitalismus nicht möglich gewesen.

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CO2-Preise: Richtet es doch der Markt?

ielerorts ist es seit geraumer Zeit zu lesen: Der Markt und das Europäische Emissionshandelssystem (ETS) richten es doch! Die Preise für den Ausstoß von CO2 sind in letzter Zeit so stark gestiegen, dass sie den Betrieb von Kohlekraftwerken bald unrentabel machen würden – lange bevor laut Kohleausstiegsgesetz das letzte Kraftwerk 2038 seine Tore schließen wird. Weiterlesen