Moderner Kreuzzug

Ernst Wolff: Weltmacht IWF. Chronik eines Raubzugs, Tectum-Verlag, Marburg 2014. 234 S., br., 17,95 €.

Gibt es noch etwas Neues über die Praktiken des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu berichten? Seit den 1980er Jahren ist diese Institution der Vereinten Nationen, die zusammen mit der Weltbank und der Welthandelsorganisation das Trio Infernale der Weltwirtschaft bildet, maßgeblich für die neoliberale Globalisierung verantwortlich.
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Politisierung und Vergegenwärtigung des Gedenkens

Dana Giesecke/Harald Welzer, Das Menschenmögliche. Zur Renovierung der deutschen Erinnerungskultur, Körber-Stiftung, Hamburg 2012, 187 S., 15 Euro; Margrit Frölich/Ulrike Jureit/Christian Schneider (Hrsg.), Das Unbehagen an der Erinnerung – Wandlungsprozesse im Gedenken an den Holocaust, Brandes & Apsel, Frankfurt/Main 2012, 239 S., 24,90 Euro.

Seit rund einem Jahrzehnt ist ein fundamentaler Wandel im Umgang mit den präzedenslosen Verbrechen des Nazi-Faschismus festzustellen. Weiterlesen

Sie kämpften aus Überzeugung

Jochen Hellbeck, Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht, Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 2012, 608 S., 26,00 Euro

Unlängst fragte der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler J. Bradford DeLong unter der Überschrift Was wir Stalingrad schuldig sind: »Aber wie viele NATO-Führer oder Präsidenten und Premierminister der Europäischen Union haben sich jemals die Zeit genommen, das Schlachtfeld zu besuchen und vielleicht für diejenigen einen Kranz niederzulegen, deren Opfer ihre Zivilisation gerettet haben?« Weiterlesen

Die Geschichte blamiert die Idee

Jörg Baberowski, Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt. C.H. Beck, München 2012, 606 S., 29,90 Euro.
Gruppe INEX (Hrsg.), Nie wieder Kommunismus?, Zur linken Kritik an Stalinismus und Realsozialismus, Unrast, Münster 2012, 228 S., 14,80 Euro.

Es mag auf den ersten Blick nicht einleuchtend erscheinen, diese beiden Bücher zusammen zu besprechen. Das eine – »Verbrannte Erde« –, in einem großen Verlag erschienen, von dem etablierten Historiker Baberowski verfasst, bereits viel besprochen und mit dem Leipziger Preis der Buchmesse ausgezeichnet, ist eine historische Studie der Gewaltherrschaft Stalins, die auf dem jüngsten Stand der wissenschaftlichen Forschung beruht.  Weiterlesen

Ideologische Durchdringung und Interessen

Erhard Crome, Der libysche Krieg des Westens, spotless im Verlag Das Neue Berlin,
Berlin 2011, 94 S., 5,96 Euro.

In mancher Hinsicht scheint die Bürgerkriegssituation in Syrien und die Reaktion der sog. Internationalen Gemeinschaft hierauf Parallelen zum Fall Libyen aufzuweisen. Eine befriedigende analytische Aufarbeitung des NATO-Bombenkrieges zugunsten der libyschen Rebellen steht hingegen noch aus. Insbesondere eine antimilitaristische oder friedensbewegte Linke muss sich dem jedoch stellen, will sie nicht in die Falle des dichotomischen »Der Feind meines Feindes ist mein Freund«-Schemas tappen. Weiterlesen

Lenin, Stalin und der Terror

Richard Buchner, Terror und Ideologie. Zur Eskalation der Gewalt im Leninismus und Stalinismus (1905 bis 1937/1941), Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2011, 546 S., 44 Euro

Dieses Buch liegt quer – in mehrerer Hinsicht. Den traditionellen Kommunisten wird es zu viel Schatten auf die Sowjetunion werfen. Antikommunisten wird die Anerkennung der humanen Ziele des Marxismus und die Berechtigung von Kapitalismuskritik aufstoßen. Marxisten wird der Bezug auf die Totalitarismustheorie stören. Akademische Historiker dürften sich an den ungenügenden Belegen und den moralischen Impetus reiben, während der historisch-politisch Interessierte mit durchschnittlichen Sprachkenntnissen die Berücksichtigung neuester russischer Studien zu schätzen weiß. Weiterlesen

Explosiver Dauerzustand

Zehn Jahre »Deutsche Zustände«

Die zehnte Folge von »Deutsche Zustände«[1] ist vorerst die letzte. Das seit 2002 laufende Langzeitprojekt unter der Regie von Wilhelm Heitmeyer ist mit seinen 23.000 befragten Personen die bisher weltweit größte und am längsten laufende Untersuchung ihrer Art. Ob es eine Fortsetzung ohne den emeritierten Heitmeyer geben wird, ist derzeit noch unklar. Es wird auf die Mobilisierung von Drittmitteln ankommen. Weiterlesen

Artikulation des Bruchs

Colin Crouch, Das befremdliche Überleben des Neoliberalismus, Suhrkamp, Berlin 2011, 248 S., 19,90 Euro

Colin Crouchs 2004 im Englischen und 2008 im Deutschen erschienenes Buch „Postdemokratie“ wurde auch aufseiten der Linken zu einem der meist zitierten politikwissenschaftlichen Texte der letzten Jahre. Und das zu Recht, verdichten sich in diesem schmalen Essay doch die Debatten um Politikverdrossenheit, Sozialabbau und Privatisierung auf prägnante Weise. Insofern beginnt man mit Spannung die Lektüre des neuen Bandes des an der Warwick Business School Lehrenden Professors. Weiterlesen