Zwischenimperialistische Konkurrenz?

Lorenz Knorr, Partner und Rivalen. USA und EU in der Krise, VAS – Verlag für akademische Schriften, Frankfurt/Main 2005, 114 S., 11,80 Euro

Der Krieg der USA gegen den Irak vor zwei Jahren hat einerseits in der verbliebenen internationalen kritischen Sozialwissenschaft eine Renaissance der imperialismustheoretischen Diskussion ausgelöst. Andererseits wird der Begriff selbst von einflußreichen Politikberatern in den imperialistischen Zentren völlig affirmativ verwendet. Während Teile der Sozialwissenschaften und Teile der Machteliten also – wenngleich mit anderen Inhalten – terminologisch eine Annäherung vollzogen haben, ist auf jene hinzuweisen, die mit dem Begriff Imperialismus bereits seit längerem operieren. Weiterlesen

Über Mike Davis‘ „Die Geburt der Dritten Welt“

Davis, Mike, Die Geburt der Dritten Welt – Hungerkatastrophen und Massenvernichtung im imperialistischen Zeitalter, Assoziation A, Berlin, Hamburg, Göttingen 2004 (464 S., Ln., 30 €)

Davis’ Kernthese ist, „dass das, was wir heute die ‚Dritte Welt’ nennen, ein Produkt der Einkommens- und Vermögensungleichheiten ist – der berühmten ‚Entwicklungslücke’, die vor allem im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entstanden ist, als man begann, die großen Bauernschaften außerhalb Europas in die Weltwirtschaft zu integrieren.“ (24) Weiterlesen

Moderne und Gewalt

Enzo Traverso, Moderne und Gewalt, Eine europäische Genealogie des Nazi-Terrors, ISP-Verlag, Köln 2003, 160 Seiten, 15,00 Euro.

In der Einleitung seines neuen Buches „Moderne und Gewalt – zur europäischen Genealogie des Nazi-Terrors“ beschreibt Enzo Traverso das Paradox, dass Auschwitz zwar ins westliche Gedächtnis gerückt sei – ein Beispiel in der wissenschaftlichen Diskussion ist das von Levy und Sznaider herausgegebene Buch „Erinnerung im globalen Zeitalter: Der Holocaust“ – gleichzeitig jedoch eine Verdrängung der europäischen Wurzeln des Nationalsozialismus zu konstatieren sei. Dies empfindet Traverso als beunruhigend und gefährlich (13). Weiterlesen

Deutscher Sonderweg

Jürgen Elsässer, Der deutsche Sonderweg. Historische Last und politische Herausforderung, Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/Mün­chen 2003, 264 S. 19,90 Euro.

Jürgen Elsässer ist zweifellos einer der interessantesten und bekanntesten Publizisten der verbliebenen radikalen Restlinken. Mit den Organen, in denen er hauptsächlich publiziert, wechselt seine politische Positionierung. Als sich 1997 in der jungen Welt eine andere Strömung durchsetzte, stieg der „marxistische Part-Time Dandy“ (Spex) aus und gründete die Jungle World mit. Diese bezeichnet er heute als „Wochen-TAZ“. Weiterlesen

Im nationalen Interesse

Michael Klundt/Samuel Salzborn/Marc Schwietring/Gerd Wiegel, Erinnern, Verdrängen, Vergessen – Geschichtspolitische Wege ins 21. Jahrhundert, NBKK, Schriften zur politischen Bildung, Kultur und Kommunikation, Giessen 2003, 180 Seiten, 10 EUR

Während Otto Normalbürger öffentliches Erinnern an den Nationalsozialismus eher als störend empfindet, bekennen sich deutsche PolitikerInnen problemlos zu ihrer „historischen Verantwortung“. Die Annahme einer abstrakten Täterschaft sei geradezu die „Bedingung einer selbstbewussten, nationalen Identität“ – so die These eines kritischen Sammelbandes über „geschichtspolitische Wege ins 21. Jahrhundert“. Weiterlesen