Einfach, aber schwer zu machen

Anstatt Ökosteuern einzuführen, einfach mal nichts tun

CO2-Steuer, Nettonull und Klimanotstand: Vor den Wahlen zum Europäischen Parlament (EP) ist Bewegung in die europäische und deutsche Umweltpolitik gekommen. Die Einführung einer Steuer auf Kohlendioxid avancierte im Rededuell der beiden Spitzenkandidaten Frans Timmermans (SPE) und Manfred Weber (EVP) gar zum Spitzenthema. Und Ex-»Klimakanzlerin« Angela Merkel legte beim Petersberger Klimadialog das Bekenntnis ab, Deutschland werde bis 2050 treibhausgasneutral werden. Einem Vorstoß von neun europäischen Staaten hatte sie eine Woche zuvor noch eine Abfuhr erteilt. Weiterlesen

Was bringen Ökosteuern?

Die sozialen Unruhen in Frankreich diskreditieren nicht das Instrument der CO2-Bepreisung, sondern eine Art der Umsetzung«, ist sich Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer der NGO Germanwatch sicher. Auch andere Klimaschützer_innen zeigen sich besorgt, dass der Protest der Gelbwesten, der sich bekanntlich an der Ökosteuer auf Benzin und Diesel entzündete, ein richtiges Instrument zur Förderung der Verkehrswende in Verruf bringe. Doch stimmt das? Weiterlesen

Eine Weihnacht mit Marx

Zum Tod des einflussreichen linken Politikwissenschaftlers Elmar Altvater (1938-2018)

1961 muss ein Student der Soziologie und Ökonomie in München einsame Weihnachten verbracht haben. Geld, um zu den Eltern ins heimatliche Kamen im Ruhrgebiet zu fahren, gab es nicht. Geld für die Heizung auch nicht. Sein Vater war Bergarbeiter. Mit Jobs als Liegewagenschaffner und auf dem Bau waren keine großen Sprünge zu machen. Doch diese Weihnachten sollten für den 23-jährigen Elmar Altvater prägend werden. Weiterlesen

Gegen das ewige Wachstum

Vor 50 Jahren wurde der Club of Rome gegründet

Sie verstanden sich nicht als Revolutionäre – ganz im Gegensatz zu den AktivistInnen der 68er-Revolte. Und doch war ihr Wirken nicht minder folgenreich. Als in Deutschland die Schüsse auf Rudi Dutschke fielen, schlossen sich in Rom im April 1968 Wissenschaftler und Unternehmer im Club of Rome zusammen. Schlagzeilen produzierte dieser zunächst nicht. Erst vier Jahre später, mit dem Buch »Die Grenzen des Wachstums«, verfasst von einem Autorenteam um Dennis und Donella Meadows, gab es diese – und das nicht zu knapp. Der Bericht war, wie es so schön heißt, »eine Bombe im Taschenbuchformat«. Weiterlesen

Profite mit der grünen Scheinwelt

Auf den ersten Blick mag es so scheinen, dass die Ökologiebewegung der 1970er Jahre auf ganzer Linie gesiegt hat: Umweltschutz ist in aller Munde. Es gibt Umweltminister, Umweltgesetze, ökologische Verordnungen und die UN-Klimaverhandlungen. Und so gut wie alle Unternehmen haben Bio- und Öko-Produkte im Sortiment. »Alles, was einmal als schädlich und schändlich galt, dient heute der Weltrettung. Thunfischsteaks, dicke Autos, die Formel 1, Aktienfonds, Flugreisen, Pelzmäntel… – all das gibt es heute auch in ›nachhaltig‹, ›grün‹ oder ›verantwortungsvoll‹«, stellt Kathrin Hartmann in ihrem neuen Buch »Die Grüne Lüge« fest. Weiterlesen

Freie Fahrt für alle?

Die Diskussion zum kostenlosem Nahverkehr bietet Chancen, die Kritik der Autogesellschaft zu radikalisieren

Mit dieser regen Debatte wird die kommissarische Bundesregierung nicht gerechnet haben. Ihre Überlegungen zum kostenfreien Nahverkehr haben eine Diskussion über Alternativen zur individuellen Mobilität angestoßen. Dabei ist das in einem Brief an die EU-Kommission angestellte Gedankenspiel bescheiden und vage. Zeitweilig und nur in fünf Modellstädten könnte der ÖPNV bald kostenfrei sein. Weiterlesen

Danke, danke Donald Trump

Die Bundesrepublik genießt dank der USA einen klimapolitisch guten Ruf – völlig zu Unrecht
Angela Merkel müsste Donald Trump eigentlich dankbar sein. Denn ohne die klimapolitischen Schandtaten der US-Regierung wäre ihr Ruf als Klimakanzlerin schon gründlich ruiniert. Die Fakten sprechen dafür. Doch Merkels Bekenntnisse zum Klimaschutz übertünchen, dass die Bundesrepublik mit ihren selbst gesteckten Klimaschutzziele krachend scheitern wird. Exakt das bestätigte die scheidende Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) offiziell: Deutschland werde sein Ziel, bis 2020 im Vergleich zu 1990 den CO2-Ausstoß um 40 Prozent zu verringern, noch deutlicher verfehlen als angenommen. Weiterlesen

Ab Januar wieder lieferbar

Über System- und Erdüberlastungstags-Fragen

Paradoxer geht es kaum: Immer mehr Menschen in Europa sind umweltbewusst, und das Adjektiv »nachhaltig« fehlt in keinem Politikerstatement. Aber es nutzt alles nichts: Die Menschheit verbraucht immer mehr Ressourcen und bläst mehr Kohlendioxid in die Luft. Darauf macht seit einigen Jahren das Netzwerk Global Footprint aufmerksam. Es errechnet jährlich den sogenannten Erdüberlastungstag. Dieses Jahr fällt er auf den 2. August. Das bedeutet, am Mittwoch werden mehr Ressourcen verbraucht sein, als in einem Jahr regenerationsfähig sind. Weiterlesen

Milliarden Mini-Imperialisten

Das Konzept der »imperialen Lebensweise« will erklären, warum sich trotz zahlreicher Krisen nicht viel ändert

Alltag – das ist das, was wir täglich machen, ohne es zu hinterfragen. Viele fahren mit dem Auto zur Arbeit, telefonieren dabei mit dem neuesten Smartphone, fliegen mehrmals im Jahr mit dem Flugzeug in den Urlaub, essen in der Mittagspause einen Burger, kaufen bei Primark Kleidung oder im Bioladen Lebensmittel. Diese täglich milliardenfach vollzogenen Handlungen basieren aber auf stofflich-materiellen und sozialen Voraussetzungen, über die wir uns nur selten Gedanken machen. Weiterlesen

Die andere Bibel

Der Vorreiter der westdeutschen Umweltforschung wendet sich mit moralischen Forderungen an die Individuen

Die Widersprüche dessen, was man allgemein Fortschritt nennt – sie lassen sich so veranschaulichen: Im Ruhrgebiet sind 70 000 Hektar durch einsturzgefährdete Steinkohle-Untertagebaue so weit abgesunken, dass das Oberflächenwasser sie fluten würde – wenn das Wasser nicht ständig abgepumpt würde. Dafür ist eine enorme Menge an Energie notwendig. Weiterlesen