Sie reden viel über magische Maschinen, die nicht existieren«, sagte Greta Thunberg 2018. Sie meinte damit technische Anlagen, die CO2 aus der Luft filtern oder bei der Entstehung einfangen und im Boden speichern sollen. Die Fachbegriffe lauten Direct air Capture und CO2-Abscheidung und -Speicherung (eng.: Carbon Dioxide Capture and Storage, CCS).
Grüne Klimakiller
Mit der Räumung von Lützerath könnte der Glaube an den liberalen Klimaschutz schwinden
Lützerath, der kleine Weiler im rheinischen Kohlerevier, ist mit dem Beginn der Räumung endgültig zum Symbol geworden. Zum Symbol des Widerstands – und zum Symbol einer verfehlten Energiepolitik, die auf billige und klimaschädliche fossile Brennstoffe setzt. Dabei jedoch das Greenwashing-Kunststück vollbringt, sich als Vorreiter in Sachen Energiewende zu inszenieren.
Greta und das Greenwashing
Immer wieder bezeichnet Greta Thunberg die gegenwärtige Klimapolitik als Geschwätz. Warum die schwedische Aktivistin das tut, zeigt nun eindrucksvoll das von ihr herausgegebene «Klimabuch», das mit Beiträgen von meist vier bis fünf Seiten Handbuchcharakter hat. Dabei wird die Klimakrise nicht isoliert betrachtet, sondern als Ausdruck einer umfassenderen Nachhaltigkeitskrise. Als deren Ursache macht Thunberg die von Europa ausgehende koloniale Eroberung, Ausbeutung und Ressourcenplünderung aus. Dutzende von Wissenschaftler:innen und Expert:innen, darunter auch Prominente wie Naomi Klein, Nicholas Stern oder Thomas Piketty, haben Beiträge für das Buch verfasst. Weiterlesen
Kann die Kernfusion das Klima retten?
Unter Physik-Studierenden erzählt man sich diesen Witz: Es dauert noch 50 Jahre bis zur Fusionskraft, aber diese Zahl ändert sich nie. Mitte Dezember ging eine Nachricht um die Welt, die diesen Witz scheinbar alt aussehen ließ: Forscher*innen der National Ignition Facility (NIF) in Kalifornien ist es erstmals gelungen, bei einem Kernfusionsexperiment mehr Energie zu gewinnen, als zu verbrauchen. Das wurde von Politiker*innen und Medien in aller Welt als Sensation gefeiert. US-Energieministerin Jennifer Granholm sprach von einer »der beeindruckendsten wissenschaftlichen Leistungen des 21. Jahrhunderts«. Hierzulande sprach Bildungs- und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) von einem »historischen Tag für die Energieversorgung der Zukunft«. Und ihr Parteifreund Finanzminister Christian Lindner nutzte den Anlass, um mal wieder gegen die angebliche Verbotskultur in Deutschland zu Felde zu ziehen und die Freude am Erfinden hochzuhalten.
Der Schaden kommt schleichend
Prophezeiungen vom Kollaps der russischen Wirtschaft infolge westlicher Sanktionen haben sich als falsch erwiesen – zumindest vorerst
Von Wagenknecht-links bis Elsässer-rechts wird behauptet, dass die westlichen Sanktionen gegen Russland nicht nur nichts bringen, sondern den westlichen Ökonomien, insbesondere der deutschen, sogar schaden. Wird unterstellt, dass die infolge des russischen Überfalls auf die Ukraine in nunmehr neun EU-Paketen verhängten Sanktionen die Beendigung des russischen Krieges zum Ziel hatten, so stimmt zumindest die erste Behauptung des links- und rechtsnationalen Lagers: Der Krieg wurde nicht beendet, und es sind noch nicht einmal Anzeichen dafür zu finden.
Droht ein grüner Handelskrieg?
Der Name Inflation Reduction Act (IRA) führt in die Irre. Zwar könnte das US-Gesetz auch die Inflation ein wenig senken. Doch im Zentrum des Inflationssenkungsgesetzes steht die Klimapolitik. Denn US-Präsident Joe Biden will die US-Ökonomie zum Vorreiter eines grünen Kapitalismus machen. Aus dem Rust Belt, dem deindustrialisierten ehemaligen Zentrum der Schwerindustrie, soll ein Battery Belt für die Elektrifizierung der Ökonomie werden. Weiterlesen
Das läuft auf Verzicht hinaus
Grünes Wachstum? Für die Journalistin und Buchautorin Ulrike Herrmann ist das eine Illusion. Im Interview erläutert sie, warum der Kapitalismus überwunden werden muss – nach dem Vorbild der britischen Kriegswirtschaft ab 1939. Mein Interview aus der WOZ gibt es hier.
Wer ist hier kriminell?
Empörung sollte der Untätigkeit der Bundesregierung gelten – nicht der Letzten Generation
Kartoffelbrei auf einem Monet-Gemälde und »Klebe-Terror« auf dem deutschen Heiligtum Autobahn: Der Klimagruppe Letzte Generation schlägt derzeit schierer Hass entgegen. Von »Kriminellen«, »Extremisten«, gar der »Entstehung einer Klima-RAF« ist die Rede. Anlass: Der schwere Unfall einer Radfahrerin mit einem Betonmischer in Berlin Ende Oktober wurde mit einer Straßenblockade der Klimagruppe in Verbindung gebracht. Der entstandene Stau soll die Durchfahrt eines Bergungsfahrzeugs behindert haben. Weiterlesen
Wem gehört Sylt?
Alle haben Kummer: Dörte Hansen erzählt in ihrem Roman »Zur See« von einer Familie, die unter dem Druck des Tourismus auseinanderbricht
Im Juli war auf der Titelseite des »Spiegel« zu lesen: »SOS Sylt. Wie Multimillionäre die Insel kapern«. Es war die Zeit, als Punks mit dem 9-Euro-Ticket auf die Nordseeinsel fuhren und FDP-Chef Christian Lindner dort seine Luxushochzeit feierte. Tenor der Recherche: Superreiche motzen ihre Zweit- oder Drittwohnung auf, während den Alteingesessenen das Leben auf der Insel zu teuer wird. Weiterlesen
Auf Kosten der Reichen
Würden Vermögende so wenig Energie verbrauchen wie Arme, bräuchte es keine Gaspreisbremse
Es sind so krasse Unterschiede, dass man sie sich immer wieder vor Augen halten muss: Das reichste Prozent der Deutschen verbraucht im Jahr rund 400 Gigajoule Gas, Strom und Ölprodukte. Der Durchschnittsverbrauch einer in Deutschland lebenden Person liegt bei nur 87 Gigajoule. Das reichste Zehntel verbraucht jährlich ungefähr so viel Energie wie die ärmsten 40 Prozent. Weiterlesen