Der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschland-Tochter von Blackrock, Friedrich Merz, sagte, als er seine Kandidatur für den CDU-Vorsitz verkündete: Blackrock verwalte treuhänderisch Einlagen von Hunderttausenden privaten Kunden. Sein Parteikollege Christian Freiherr von Stetten machte daraus im Interview mit dem Deutschlandfunk: »Blackrock ist ein Vermögensverwalter, das heißt, Hunderttausende von Arbeitnehmern haben diesem Konzern ihr Vermögen gegeben, um anschließend, wenn sie in Rente gehen, auch ein gutes Auskommen zu haben.« Weiterlesen
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Rendite vom Staat
Das Hamburger Lichthof Theater klärt unterhaltsam auf, wie Cum-Ex-Steuerdeals funktionieren
Theater darf das, eine Aussage nehmen, aufgreifen, weiterführen. Auf dass das Geschehen in anderem Licht erscheint – und dadurch verständlich wird. Mitte Oktober machten neue Enthüllungen zu den sogenannten Cum-Ex- und Cum-Cum-Steuerdeals Schlagzeilen. Cum was? Wer an eine bestimmte englische Bedeutung des Wortes denkt, liegt falsch. Aber obszön kann man es dennoch nennen. Weiterlesen
Traurige Alpen
Veronika Bohrn Mena beleuchtet prekäre Arbeit in Österreich, wo die Deregulierung erst jetzt richtig Fahrt aufnimmt
Der Wecker klingelt um 3.30 Uhr. Eine halbe Stunde später bricht Ercan mit seinem kleinen Transporter zur Arbeit auf. Eine Stunde benötigt er für den Weg. Um 5 Uhr ist Dienstbeginn in einer stinkenden und unbeheizten Lagerhalle. Auf einem Förderband fahren unzählige Pakete wie in einem Flughafen entlang.
»Jedem seine eigene Scheiße«
Adam Toozes Buch »Crashed« wirft ein anderes Licht auf die Krisenfolgen von 2008
Als Angela Merkel Ende Oktober ihren Verzicht auf weitere Kandidaturen für den CDU-Vorsitz sowie das Kanzleramt bekannt gab, hoben linksliberale Kommentatoren ihre Verdienste um Europa hervor. Natürlich: Die Vergleichsfolien sind Orban, Kurz oder die rechtskonservative PiS-Regierung in Polen. Aber man sollte sich in Erinnerung rufen, dass Merkels Agieren infolge der Finanzkrise von 2008 und der sogenannten Eurokrise keineswegs eines Lobes würdig ist. Weiterlesen
Währungskrisen in Schwellenländern
»Sie haben ihren Dollar, wir haben unseren Gott.« Was der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan zur Bekämpfung des Absturzes der türkischen Lira anzubieten hat, wird den Vermögensverwaltern kaum mehr als ein müdes Lächeln abringen. Nicht viel besser sieht es bei einem Präsidenten aus, dessen Land Argentinien ebenfalls mit einem drastischen Wertverlust seiner Währung konfrontiert ist. Mauricio Marcri schwor seine Mitbürger_innen mit den Worten »Dies muss die letzte Krise sein« auf einen neuen Sparkurs ein. Weiterlesen
Finanzkapitalistische Spielanordnung
Der Wiener Ökonom Stephan Schulmeister rechnet in seinem neuen Buch mit dem neoliberalen Mainstream ab
Ökonomen seien überdurchschnittlich egoistisch. Das schreibt Stephan Schulmeister mit Verweis auf Studien, die Haltungen und Verhalten von Ökonomen mit jenen anderer Gruppen verglichen haben. Der pensionierte langjährige Mitarbeiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung meint hiermit freilich nicht sich oder andere kritische Ökonomen, sondern neoliberale Wirtschaftswissenschaftler. Für diese sei der Markt zu einem Subjekt geworden, dem sich der Mensch zu unterwerfen habe. Anteilnahme für das Schicksal der Menschen bringe die Mainstream-Ökonomie nicht auf. Weiterlesen
Das Bürgertum verroht
Schon vor Chemnitz gab es die Debatte, ob wir uns in Deutschland in einer «präfaschistischen Phase» befinden
Was wir hier sehen, ist das Gesicht des Faschismus und durch Nichts zu rechtfertigen«, twitterte der sächsische Grüne Jürgen Kasek am Montag anlässlich der Hetzjagden auf Migranten, Journalisten und Antifaschisten in Chemnitz. Und er ergänzte: »Angesichts der vielen Neonazis und Hitlergrüße soll bitte heute keiner davon sprechen, dass es hier besorgte Bürger wären. Es sind Nazis.« Weiterlesen
Aufstieg der Schattenbanken
Das Phänomen ist schon älter, das Wort dafür existiert aber noch nicht lange. Erst 2007 prägte der Ökonom und Investmentmanager Paul McCulley den Begriff Schattenbanken. Einer breiteren Öffentlichkeit ist er indes kaum bekannt. Dabei sieht nicht nur die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, im Schattenbankensystem eine potenzielle Ursache für eine nächste Finanzkrise. Weiterlesen
Abtrünnige Chefdeuter
Wie die Totalitarismustheorie die 68er mit dem Kapitalismus versöhnte
Links gestartet, weit rechts gelandet: Über die 68er-Revolte reden, heißt auch, über die 68er-Renegaten zu sprechen. Also über jene revolutionären Wortführer von einst, die sich nach der gescheiterten Revolution – aus welchen Gründen auch immer – von den mehr oder minder marxistischen Zielen verabschiedeten und liberal, konservativ oder gar extrem rechts wurden. Über einzelne, die von Links- nach Rechtsaußen wanderten, ist schon häufig geschrieben worden. Das gilt etwa für Horst Mahler. Weiterlesen
Pornostars, Punks & Postboten
Virginie Despentes: »Das Leben des Vernon Subutex 2«
Die eine kann damit leben, der andere verfault innerlich am Groll über seine Mittelmäßigkeit: Auch im zweiten Teil von Virginie Despentes’ viel gelobter Trilogie »Das Leben des Vernon Subutex« leiden die Protagonisten am verpfuschten Leben. Aber im Gegensatz zum ersten Teil gönnt ihnen die ehemalige Punkerin und Pornofilmkritikerin, die heutige Feministin sowie Schriftstellerin hier eine Auszeit. Weiterlesen