Die Kieshöllen in den Neubausiedlungen

Schottergärten sind so hässlich wie ökologisch schädlich. Ein Bildband nähert sich dem Phänomen satirisch

Der gemeine Hobbygärtner, der sich mit Gleichgesinnten in Facebook-Gruppen zusammenschliesst, versteht keinen Spass. Ernten dort Bilder von Gärten, die aus nichts anderem als Anhäufungen von Kieselsteinen bestehen, verdiente Häme, wird der Spötter kurzerhand aus der Gruppe ausgeschlossen. Das musste der in Berlin lebende Biologe Ulf Soltau erfahren. In diesem Fall war der Rausschmiss ein Glücksfall. Denn Soltau gründete daraufhin 2017 seine eigene Facebook-Seite, deren Name Programm ist: «Gärten des Grauens». Dort rief er dazu auf, ihm Fotos sogenannter Schotter- oder Kiesgärten zu schicken. Weiterlesen

Was sind Pandemie-Anleihen?

Es klingt nach einer genialen Idee, fragt sich nur für wen. Als die Ebola-Epidemie mit über 11.000 Toten in mehreren afrikanischen Ländern 2016 für beendet erklärt wurde, kritisierte der damalige Weltbankpräsident Jim Yong Kim das »kollektive Versagen« der Weltgemeinschaft. Zu langsam und zu wenig sei an Hilfe geleistet worden. Um Abhilfe bei zukünftigen Pandemien zu schaffen, legte die Weltbank 2017 eine sogenannte Pandemic Emergency Financing Facility (PEF) auf, einen Soforthilfe-Fonds für Seuchenkrankheiten wie Ebola, das Lassafieber oder Coronaviren. Weiterlesen

»Ich bin normal, normal, normal«

Herkunft, Künstlertum, Liebe, Elternschaft und Depression – der Debütroman von Marina Frenk

»Verloren gehen fühlt sich einsam an, aber auch interessant«, heißt es im Prolog von »ewig her und gar nicht wahr«, dem Debütroman der Berliner Schauspielerin und Musikerin Marina Frenk. Im Prolog lässt sie ihre Ich-Erzählerin sprechen, die Künstlerin Kira Liberman. Im Alter von fünf Jahren ist sie am Strand des Schwarzen Meeres für kurze Zeit verloren gegangen. Das Kind akzeptierte dies und fragte sich, ob dieser Zustand nun bis zum Tod anhalten wird. Weiterlesen

BND und CIA – profitable Überwachung

Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht«, sagte Angela Merkel, als bekannt wurde, dass ihr Handy vom US-Geheimdienst abgehört worden war. Dass das geht, zeigen nun Recherchen von Washington Post, ZDF und Schweizer Fernsehen. Sie belegen, dass sich damit sogar eine Menge Geld verdienen lässt. Demzufolge spionierten der US-Geheimdienst CIA und der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) unter dem Namen Operation Rubikon von 1970 bis 1993 zusammen mehr als 100 Staaten aus. Weiterlesen

Ohne grünes Mäntelchen

Siemens will weiter Geld mit dem Kohleabbau in Australien machen

Offenbar hat Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender von Siemens, wirklich gedacht, mit einem unmoralischen Angebot an Luisa Neubauer die Kritik am Geschäftsgebaren seines Konzerns zu entkräften. Doch das deutsche Gesicht von Fridays for Future lehnte es ab, einen führenden Posten bei Siemens Energy zu übernehmen. Das war Kaesers erste Fehleinschätzung. Weiterlesen

Wieder Strümpfe stopfen?

Der Technikhistoriker Wolfgang König macht sich Gedanken, wie man die Wegwerfgesellschaft überwinden kann

»Ich will nicht, dass du in diesem Haus Strümpfe flickst! Wirf sie weg!« Mit diesen Worten herrscht Willy Loman, Hauptfigur in Arthur Millers Roman »Tod eines Handlungsreisenden«, seine Frau an. Die Aufforderung, Alltagsgegenstände nicht zu flicken, sondern neu zu kaufen, wurde in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in den industrialisierten Staaten zu einem Kennzeichen der Mittelschicht. Der Imperativ zum Wegwerfen hat freilich die Folge, dass immer mehr Müll entsteht. Weiterlesen

Kurdisches Guernica

Das Schwarz sticht ins Auge: Paolo Pellegrins Kriegsfotografien in den Hamburger Deichtorhallen

Das Genre der Kriegsfotografie kann man eng und weit fassen. Der italienische Fotograf Paolo Pellegrin fasst es weit. Nicht nur Panzer, Zerstörungen und Flüchtlinge sind auf den Fotos der Hamburger Schau »Un’ Antologia« zu sehen, sondern auch Bilder vom Krieg gegen die Natur und vom Krieg der Reichen gegen die arme Klasse, der sich oft als »Rassen«-Krieg maskiert. Weiterlesen

Sekt hat das Sagen

Jörg Fausers Kolumnen für das Berliner Stadtmagazin «Tip» sind politisch nicht leicht einzuordnen

War Jörg Fauser ein Rechter, ein Vordenker der AfD? Er gilt doch gemeinhin als Rebell des Literaturbetriebs, als Kneipenliterat mit sympathisierendem Blick auf die Underdogs oder als Vorläufer der Pop-Literatur. Aber nicht als Rechter.

Und doch wird genau diese Frage im Nachwort des Bandes «Caliban Berlin. Kolumnen 1980 – 84» aufgeworfen. Der Band ist Teil der Fauser-Werkausgabe, die der Diogenes-Verlag neu herausgibt. Er versammelt die Kolumnen, die Fauser unter dem Pseudonym «Caliban» für das Berliner Stadtmagazin «Tip» verfasste. Im Nachwort fragt der Fauser-Biograf Ambros Waibel: «Wäre Fauser heute vielleicht eine Art Matthias Matussek?» Weiterlesen

Schweigt von Flugscham und Veggieday!

Es mutet seltsam an: Die mediale Aufmerksamkeit für die Treibhausgasemissionen des Luftverkehrs steht im Gegensatz zu seinem prozentualen Anteil an den Gesamtemissionen. Beim Autoverkehr oder Fleischkonsum ist es ähnlich. Für den Löwenanteil der Emissionen ist vielmehr die Industrie verantwortlich, genau genommen die Energiewirtschaft, das fossile Kapital. Warum wird deren Anteil kaum thematisiert? Weiterlesen

Druck weicht nicht

Roboter verändern alles. Und selbstredend sind Jobs in Gefahr. Ein Sammelband untersucht den Mythos

Wuppertal, März 1978: Die IG Druck und Papier streikt. Ein Modellschreiner fragt einen Streikposten, was die Druckarbeiter gegen die Einführung neuer Technologien hätten. Die Antwort: „Stellen Sie sich vor, ein neues Werkstück wird gebraucht und die frechen rechnergesteuerten Systeme sind auch in Ihrem Bereich vorhanden. Sie nehmen dann nur noch das Holz, den Leim und die Zeichnung des Modellstücks, geben das in den Computer, das fertige Stück kommt heraus.“ Der Schreiner ist geschockt: „Um Gottes willen, so geht das doch nicht!“ – und spendet fünf Mark für die Streikkasse. Weiterlesen