Gegen das ewige Wachstum

Vor 50 Jahren wurde der Club of Rome gegründet

Sie verstanden sich nicht als Revolutionäre – ganz im Gegensatz zu den AktivistInnen der 68er-Revolte. Und doch war ihr Wirken nicht minder folgenreich. Als in Deutschland die Schüsse auf Rudi Dutschke fielen, schlossen sich in Rom im April 1968 Wissenschaftler und Unternehmer im Club of Rome zusammen. Schlagzeilen produzierte dieser zunächst nicht. Erst vier Jahre später, mit dem Buch »Die Grenzen des Wachstums«, verfasst von einem Autorenteam um Dennis und Donella Meadows, gab es diese – und das nicht zu knapp. Der Bericht war, wie es so schön heißt, »eine Bombe im Taschenbuchformat«. Weiterlesen

Platzt die US-Autokreditblase?

Ein alter Wall Street-Witz macht derzeit wieder die Runde: Wer noch einen fühlbaren Pulsschlag nachweisen kann, bekommt einen Kredit. Der Witz macht auf eine Entwicklung aufmerksam, die bei Ökonom_innen – auch in Deutschland – für Stirnfalten sorgt: Immer mehr US-Bürger_innen kaufen sich ein Auto auf Pump. Das wird ihnen leicht gemacht, da die Kredite ihnen förmlich aufgedrängt werden. Auf Sicherheiten achten die Kreditgeber dabei immer weniger, weil sie Rendite sehen wollen und bei zu viel Sorgfalt eben ein Konkurrent den Kreditvertrag abschließt. Weiterlesen

Profite mit der grünen Scheinwelt

Auf den ersten Blick mag es so scheinen, dass die Ökologiebewegung der 1970er Jahre auf ganzer Linie gesiegt hat: Umweltschutz ist in aller Munde. Es gibt Umweltminister, Umweltgesetze, ökologische Verordnungen und die UN-Klimaverhandlungen. Und so gut wie alle Unternehmen haben Bio- und Öko-Produkte im Sortiment. »Alles, was einmal als schädlich und schändlich galt, dient heute der Weltrettung. Thunfischsteaks, dicke Autos, die Formel 1, Aktienfonds, Flugreisen, Pelzmäntel… – all das gibt es heute auch in ›nachhaltig‹, ›grün‹ oder ›verantwortungsvoll‹«, stellt Kathrin Hartmann in ihrem neuen Buch »Die Grüne Lüge« fest. Weiterlesen

Auf den Zusammenhang kommt es an

Protektionismus und Freihandel können nicht isoliert bewertet werden. Eine Antwort auf Steffen Stierle und Wiljo Heinen (»nd« vom 9. und 21.3.)

Ein blindes Huhn findet auch einmal ein Korn, heißt es. Ist das Korn des US-Präsidenten eine neue Zollschranke? Einige Linke können den Handelsbeschränkungen von Donald Trump durchaus etwas Positives abgewinnen. So meint Steffen Stierle, darin ein Ende des neoliberalen Globalisierungsmodells an seine Grenzen stoßen zu sehen. Die einzig tragfähige wirtschaftspolitische Konsequenz sei eine Rückbesinnung auf den Binnenmarkt. Weiterlesen

Aus vier macht zwölf!

Schon vor dem jüngsten Facebook-Skandal wurde über die Zerschlagung der großen Tech-Konzerne debattiert

Im November 2016 sagte Facebook-Chef Mark Zuckerberg: »Ich persönlich glaube, die Überzeugung, dass Fake-Nachrichten auf Facebook die Wahl in irgendeiner Art und Weise beeinflusst haben könnten, ist verrückt.« Schon damals, als heftig über die vermeintliche Manipulation der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl durch russische Hacker mithilfe des sozialen Mediums debattiert wurde, mutete diese Äußerung seltsam an. Weiterlesen

Droht ein Handelskrieg?

Selten klaffen Rhetorik und Realität so auseinander wie beim Thema Freihandel und Protektionismus. Eindrücklich zu sehen war das jüngst an den Reaktionen auf die Einführung von US-Zöllen auf Aluminium und Stahl. Gerade die deutschen Medien ereiferten sich über den bösen nationalistischen Protektionisten Trump, der dem freien Handel den Todesstoß versetzt habe. Weiterlesen

Wie mächtig ist die Autoindustrie?

Ihre Macht scheint unerschütterlich. Diesel-Skandal, die Bildung eines Kartells oder jüngst die bekannt gewordenen Abgasversuche an Affen und Menschen – von der Bundesregierung hat die deutsche Autoindustrie nicht mit ernsthaften politischen Konsequenzen zu rechnen. Zynisch könnte man sagen: Was ist an den Versuchen mit Stickoxiden an der Uni Aachen auch so schlimm? Immerhin wurden die Probanden bezahlt. Die Fußgänger_innen und Radfahrer_innen in Stuttgart, München und Köln bekommen kein Geld für den Realversuch, für die sie Daimler, VW und BMW tagtäglich und seit Jahrzehnten missbrauchen.

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Marxisten wollen uns nicht die Zahnbürsten wegnehmen

Ein strukturell pervertiertes System aus kommerziellen Beziehungen und Besitz sei der Kapitalismus, schreibt Papst Franziskus in seiner Enzyklika »Laudato si«. Was als radikale Kapitalismuskritik erscheint, zielt beim Oberhaupt der katholischen Kirche einzig auf die ungerechte Verteilung in der globalisierten neoliberalen Ökonomie. Auch die Kritik des viel beachteten Buches »Das Kapital im 21. Jahrhundert« von Thomas Piketty hebt auf die Verteilungsfrage ab. Nicht gestellt wird die Frage, ob in einer von Privateigentum dominierten Eigentumsform Ungleichheit überhaupt vermeidbar ist. Weiterlesen

Im Unbewussten gibt es keine Eigentumsschranken

Der Sozialpsychologe Gerhard Vinnai im Interview über Notwendigkeit und Schwierigkeit der Kritik des Privateigentums

Gerhard Vinnai war bis 2005 Professor für analytische Sozialpsychologie an der Universität Bremen. Sein besonderes Interesse gilt der Verbindung von Psychologie und kritischer Gesellschaftstheorie. In den 1970er Jahren wurde er mit Büchern zur neomarxistischen Sportsoziologie bekannt. Sein neuestes Buch heißt »Die Tücken des Privateigentums. Der Einfluss auf die Psyche und notwendige Alternativen« (VSA-Verlag). Weiterlesen

Der IWF als moralischer ideeller Gesamtkapitalist

Lange war er ein Feindbild der Linken: Mit seinen berühmt-berüchtigten Strukturanpassungsprogrammen zwang der Internationale Währungsfonds (IWF) Ökonomien neoliberale Reformen auf – ohne Rücksicht auf soziale Verluste. Doch seit geraumer Zeit bekommt dieses Bild Risse. Zunehmend sorgt sich die Institution mit Sitz in Washington um die Stabilität des globalen Kapitalismus. Und als Bedrohung für diese hat sie die wachsende soziale Ungleichheit ausgemacht. Weiterlesen