Der unbemerkte Tod

Ein Londonder Gerichtsurteil über Luftverschmutzung könnte die Diskussion über die größte Umweltverschmutzung verändern

Es ist ein Urteil, das Geschichte schreiben könnte. In London hat im Dezember erstmals ein Gericht die »exzessive« Luftverschmutzung als »wesentlich« für den Tod eines Menschen mitverantwortlich gemacht. Umweltaktivist*innen und Wissenschaftler*innen sprachen von einem Meilenstein der Rechtsprechung. Weiterlesen

Plädoyer für radikale Steuerung des Marktes

Der Ökonom Heiner Flassbeck kritisiert in seinem neuen Buch die herrschende Klimapolitik

Heiner Flassbeck ist ein streitbarer Ökonom. Voller Selbstvertrauen argumentierte und polemisierte der am Keynesianismus orientierte Ökonom in den letzten Jahren gegen die neoliberale, austeritätsversessene deutsche Wirtschaftspolitik. Obwohl er inhaltlich oft ins Schwarze trifft, kann Flassbecks mitunter oberlehrerhafter Ton etwas abschrecken. Dieser findet sich auch in seinem jüngsten Buch, das sich einem Thema widmet, das für den Autoren überraschend anmutet: der Ökologie. Schließlich ist der Außenhandelsexperte und frühere Chefvolkswirt der UN-Organisation für Welthandel und Entwicklung nicht als Umweltökonom bekannt. Weiterlesen

Hellgrüner wird’s nimmer

Während der Dannenröder Wald mit Segen der hessischen Grünen gerodet wurde, gab sich die Bundespartei ein neues Grundsatzprogramm

Mehr oder minder aus dem Nichts kommend, entstand 2019 die klimapolitische Bewegung Fridays for Future (FfF). Auch in Deutschland mobilisierte sie an ihren Aktionstagen Hunderttausende auf die Straße, global waren es Millionen. Wer sich von dem Druck, den diese Bewegung ausübte, mehr versprach, als dass die Politik über rhetorische Zugeständnisse und das Herumdoktern an Symptomen hinausging, sah sich nicht nur wegen der Corona-Pandemie schnell getäuscht. Weiterlesen

Was bringen die Corona-Hilfen?

Im dritten Quartal 2020 war die deutsche Ökonomie noch um 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gestiegen – der sogenannte Lockdown light wird diese im letzten Quartal nun wieder schrumpfen lassen. Mit neuen Corona-Hilfen will die Bundesregierung den Rückgang abmildern. Aber was haben eigentlich die staatlichen Maßnahmen zur Abmilderung der Corona-Pandemie aus dem Frühjahr gebracht, was das Konjunkturpaket vom Juni? Weiterlesen

Riesiges Pandemie-Potenzial

Ein neuer Bericht des Weltbiodiversitätsrates weist auf dieselben Treiber von Klimawandel, Artensterben und Gesundheitsrisiken hin

Wir halten seit 20 Jahren die rote Flagge in die Luft, besonders was Coronaviren angeht, aber wir wurden zu oft ignoriert«, sagt Peter Daszak, US-Zoologe und Virenexperte. Unter seiner Leitung entstand der jüngste Bericht des Weltbiodiversitätsrates IPBES. Veröffentlicht wurde dieser Ende Oktober – mitten in der zweiten Welle der Corona-Pandemie. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Während über Ausgangssperren, Lockdowns und verschärfte Maskenpflichten diskutiert wurde, wollte kaum jemand etwas über die Ursachen der Entstehung von Coronaviren wissen. Weiterlesen

Was bringt ein Klimazoll?

Fest steht, die EU-Kommission will ihn, in welcher Form ist noch nicht ausgemacht: Der sogenannte CO2-Grenzanpassungsmechanismus soll ab 2023 für bestimmte Sektoren gelten. Der Name klingt kompliziert, eingebürgert haben sich inzwischen einfachere Begriffe wie Grenzsteuer oder Klimazoll. Das Prinzip dahinter ist auf den ersten Blick einleuchtend: Exportiert beispielsweise ein Unternehmen aus China Stahl nach Europa, müsste es in Form einer Abgabe, Steuer oder eines Zolls zahlen – sofern der Stahl denn unter klimaschädlicheren Bedingungen produziert worden ist oder ein niedrigerer Preis für die Emission des Treibhausgases bezahlt wurde als in der EU. Das Motiv dahinter: So würden andere Regierungen angehalten, den Preis des Kohlendioxidausstoßes zu erhöhen und Stahlproduzenten außerhalb der EU unter Druck gesetzt, in CO2-ärmere Produktionsverfahren zu investieren. Weiterlesen

Kautschuk, Kakao und Klaviertasten

Das Hamburger Museum der Arbeit widmet sich der deutschen Kolonialvergangenheit und ihren Folgen

Immer wieder sind die konkreten Beispiele für das Fortdauern des Rassismus der Nazis überraschend – an Orten, wo man ihn spätestens nach 1968 nicht sofort vermuten würde: an Universitäten. So wurde bis 1997 am humanbiologischem Institut der Universität Hamburg eine Vorlesung mit dem Titel »Rassenkunde des Menschen« abgehalten. Diese irritierende Information gibt die Ausstellung »Grenzenlos. Kolonialismus, Industrie und Widerstand« im Hamburger Museum der Arbeit. Weiterlesen

FAQ: Sind Schulden schlecht?

Die deutsche Staatsverschuldung ist infolge der Corona-Pandemie nach oben geschnellt. Das ist keine Abweichung von der im Grundgesetz festgelegten Schuldenbremse, da diese neue Schulden im Falle von Naturkatastrophen oder von wirtschaftlichen Einbrüchen zulässt. Allerdings sieht das Grundgesetz in diesem Falle die schnelle Tilgung der Schulden vor. Und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) verspricht zu liefern. Ab 2022 soll es keine neuen Schulden mehr geben. Weiterlesen

Das Epizentrum touristischer Dystopien

Lois Hechenblaikners Bildband über den Tiroler Party-Skiort Ischgl

Wer grenzenlose Enthemmung im Winterurlaub suchte, für den war Ischgl in Tirol eine der Top-Adressen. Und dann kam Corona … Eine wunderbare Alpenlandschaft, die besten Pisten und modernsten Skilifte – alles ganz nett und eine notwendige Voraussetzung, aber keineswegs ausreichend für hormonelle und alkoholbedingte Exzesse. Dazu braucht es das gewisse Etwas, sprich: Etablissements wie »Kuhstall«, »Kitzloch« oder »Schatzi Bar«, in denen der Alkohol in Strömen fließt. Weiterlesen

Amerikanischer Armutsalbtraum

Die Schönheit der Tristesse: Matt Blacks Fotos in der Hamburger Ausstellung »American Geography«

In seinem Tagebuch schrieb der US-amerikanische Fotograf Matt Black am 5. Januar 2016, dass ihn heruntergekommene Orte wie Tulare, Delano oder McFarland in Kalifornien, seinem Heimatstaat, zu dieser nun schon ein Jahr andauernden Rundreise durch die USA bewogen haben. Auf dieser legte Black letztlich 100 000 Meilen zurück und besuchte 46 US-Bundesstaaten. Die Stationen seines Roadtrips waren indes nicht willkürlich gewählt. Black machte gezielt in Ortschaften mit Armutsquoten über 20 Prozent halt, um dort Menschen, Straßenzüge, Gebäude oder Landschaften zu fotografieren. Das Resultat dieser fotografischen Dokumentationsreise ist die »Geography of Poverty«. Eine Auswahl von 78 Bildern (und Objekten) ist nun erstmals in den Hamburger Deichtorhallen zu sehen. Weiterlesen